: Arthur Conan Doyle
: Sherlock Holmes - Der Hund von Baskerville Roman
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104000244
: Fischer Klassik Plus
: 1
: CHF 3.00
:
: Hauptwerk vor 1945
: German
: 208
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon. Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. Nicht zufällig heißt die Detektivfigur in Umberto Ecos weltberühmtem Roman ?Der Name der Rose? William von Baskerville - eine Hommage an Sherlock Holmes. In ?Der Hund von Baskerville?, dem spannendsten und besten Roman von Sir Arthur Conan Doyle, beweist der Meisterdetektiv wieder einmal sein ganzes Können: In den Sümpfen von Dartmoor treibt sich eine geheimnisvolle Bestie herum, die den Herrn von Baskerville Hall getötet hat und nun auch noch den einzigen Erben bedroht. Sherlock Holmes kombiniert - und kommt einem teuflischen Komplott auf die Spur ...

Arthur Conan Doyle, geboren am 22. Mai 1859 im schottischen Edinburgh, absolvierte dort ein Medizinstudium und unterhielt kurzlebige Praxen in Plymouth und Southsea. Aus Patientenmangel begann er zu schreiben, ab 1887 verfasste er Geschichten um die Detektivfigur Sherlock Holmes, die in den 1890er Jahren enorme Popularität erlangten. Außerdem verfasste er zahlreiche historische Romane und ab 1912 auch Science-Fiction. Doyle engagierte sich politisch und sozial, 1902 wurde er geadelt. Er starb am 7. Juli 1930 in Crowborough/Sussex.

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Mr Sherlock Holmes, der, außer in den seltenen Fällen, wo er die ganze Nacht hindurch wach bleiben musste, ein Spätaufsteher war, saß am Frühstückstisch. Ich stand vor dem Kamin und nahm den Stock, den unser Besuch am Abend vorher vergessen hatte, in die Hand. Es war ein schönes, starkes Stück Holz mit zwiebelförmigem Griff, eines jener Dinger, die unter dem Namen »Penangstöcke« bekannt sind. Ein zollbreites silbernes Band saß knapp unter dem Griff. »James Mortimer M. R. C. S. von seinen Freunden im C. C. H. gewidmet« war darauf eingraviert sowie ein Datum: 1884. Es war genau der Stock, den ein altmodischer Hausarzt zu tragen pflegt – würdevoll, unverwüstlich und vertrauenerweckend.

»Nun, Watson, was schließen Sie daraus?«

Holmes saß mit dem Rücken zu mir – ich wunderte mich, dass er wusste, womit ich mich beschäftigte.

»Woher wissen Sie, was ich tue? Mir scheint, Sie haben Augen am Hinterkopf.«

»Jedenfalls habe ich eine gut polierte silberne Kaffeekanne vor mir stehen«, erwiderte er, »aber sagen Sie, Watson, was schließen Sie aus dem Spazierstock unseres Gastes? Da wir ihn unglücklicherweise verfehlt und keine Ahnung von dem Zweck seines Besuches haben, gewinnt dieses zufällige Souvenir an Bedeutung. Lassen Sie mich hören, welche Schlüsse Sie nach dessen Betrachtung auf seinen Besitzer ziehen?«

»Ich meine«, sagte ich, indem ich die Methode meines Freundes so gut ich konnte anwandte, »dass Dr. Mortimer ein erfolgreicher, sehr geschätzter älterer Arzt ist, da ihm Freunde dieses Zeichen ihrer Anerkennung gewidmet haben.«

»Gut«, nickte Holmes, »ausgezeichnet!«

»Es spricht auch viel dafür, dass er ein Landarzt ist, der seine Krankenbesuche zu Fuß macht.«

»Warum das?«

»Weil dieser Stock, obzwar ursprünglich gewiss sehr schön, so abgenutzt ist, dass ich mir ihn kaum im Besitz eines Arztes in der Stadt vorstellen kann. Die starke eiserne Spitze ist beinahe stumpf, was auf ausgedehnte Fußmärsche hinweist.«

»Vollkommen richtig«, lobte Holmes.

»Und dann ›die Freunde im C. C. H.‹. Ich würde meinen, es handle sich um eine ›Hunt‹, die Reitgesellschaft der Grafschaft, die ihm für irgendwann geleistete Hilfe ihre Anerkennung ausgesprochen hat.«

»Wirklich, Watson, Sie übertreffen sich!« Holmes stand auf und zündete sich eine Zigarette an. »Ich muss Ihnen sagen, dass Sie bei allen Gelegenheiten, bei denen Sie meine kleinen Erfolge erwähnen, immer Ihre eigenen Leistungen unterschätzen. Mag sein, dass Sie selber keine Leuchte sind, aber Sie wirken erleuchtend. Es gibt Menschen, die, ohne selbst Genie zu besitzen, die bemerkenswerte Gabe haben, es bei anderen anzufachen. Ich muss zugeben, lieber Freund, dass ich Ihnen sehr viel verdanke.«

Noch nie hatte er so viel gesagt, und ich gestehe, dass mich seine Worte besonders freuten; ich hatte mich oft über seine Gleichgültigkeit gegen meine Bewunderung für ihn und meine Versuche, seine Methoden bekannt zu machen, geärgert. Auch war ich stolz darauf, sein System so weit zu beherrschen, dass ich es nun in einer Weise anwenden konnte, die seinen Beifall fand.

Er nahm mir den Stock aus der Hand und betrachtete ihn einige Augenblicke lang mit bloßem Auge. Dann schien etwas sein Interesse zu erwecken – er legte seine Zigarette weg, trug den Stock zum Fenster und untersuchte ihn nochmals, diesmal mit einem Vergrößerungsglas.

»Interessant, wenn auch einfach«, sagte er und kehrte auf seinen Lieblingsplatz in der Ecke des Kanapees zurück. »Gewiss lässt der Stock das eine oder andere vermuten. Er lässt einige Schlussfolgerungen zu.«

»Habe ich etwas übersehen?«, fra