: Douglas Preston, Lincoln Child
: Thunderhead
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426557297
: 1
: CHF 10.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 560
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Im Tal des Teufels Vor tausenden von Jahren hat im amerikanischen Südwesten ein mysteriöser Indianerstamm Straßen gebaut und Städte errichtet, bis diese Kultur auf rätsel- hafte Weise zusammenbrach. Der Hauptort, die goldene Stadt Quivira, verschwand für immer. Die Expedition, die das Geheimnis aufdecken soll, kämpft nicht nur gegen Hitze und Wüstensand ? ihr Gegner ist das Böse an sich. Eine hochbrisante Mischung aus Archäologie, Technik, Horror und Spannung. 'Preston und Child schreiben Klasse-Thriller mit Grusel-Touch und Krimis zum Unter-die Decke-Kriechen.' Brigitte 'Spannung und Horror pur bis zur letzten Seite'. Berliner Morgenpost Thunderhead von Lincoln Child, Douglas Preston: Spannung pur im eBook!

Douglas Preston wurde 1956 in Cambridge, Massachusetts, geboren. Er studierte in Kalifornien zunächst Naturwissenschaften und später Englische Literatur. Nach dem Examen startete er seine Karriere beim »American Museum of Natural History« in New York. Eines Nachts, als Preston seinen Freund Lincoln Child auf eine mitternächtliche Führung durchs Museum einlud, entstand dort die Idee zu ihrem ersten gemeinsamen Thriller, »Relic«, dem viele weitere internationale Bestseller folgten. Douglas Preston schreibt auch Solo-Bücher (»Der Codex«, »Der Canyon«, »Credo«, »Der Krater«). Außerdem arbeitet er als Journalist und schreibt für diverse Magazine. Zudem ist er Präsident der »Authors Guild«, der ältesten und größten Berufsorganisation für amerikanische Schriftsteller*innen. Er lebt an der Ostküste der USA.

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Die frisch asphaltierte Straße verließ Santa Fe und führte zwischen Pinien pfeilgerade nach Westen. Die Sonne, die gerade bernsteinfarben hinter den schneebedeckten Gipfeln der Jemez-Berge unterging, warf den Schatten einer schmutzig-grauen Wolkenbank über die Landschaft. Nora Kelly saß am Steuer ihres klapprigen Ford-Pick-up und blickte hinaus auf die mit Wüstengestrüpp bewachsenen Hügel und das ausgetrocknete Flussbett neben der Straße, die sie nun schon zum dritten Mal innerhalb eines Vierteljahres entlangfuhr.

Auf dem Weg von Buckman’s Wash nach Jackrabbit Flats – oder dem, was früher einmal Jackrabbit Flats gewesen war – sah sie die kleinen schillernden Regenbogen von über einem Dutzend Rasensprengern, die mit langsamen, rhythmischen Bewegungen ihrer metallisch glänzenden Düsenköpfe fein verteilte Wasserstrahlen in die heiße Wüstenluft sprühten. Aus dem satten Grün eines makellos gepflegten Grasteppichs leuchteten blendend weiße Sandbunker, und dahinter erhob sich das neu erbaute, mit imitierten Lehmziegeln verkleidete Haus des Golfclubs Fox Run. Angewidert wandte Nora den Blick wieder auf die Straße.

Eine Meile hinter dem Golfplatz holperte der Pick-up über ein Viehgitter, und die glatte Teerstraße verwandelte sich in eine ausgefahrene Sandpiste. Ein aufgeschrecktes Kaninchen rannte quer über die Fahrbahn, als Nora an ein paar alten Briefkästen und einem primitiven, wettergebleichten Holzschild mit der AufschriftRancho de las Cabrillas vorbeifuhr. Plötzlich erinnerte sie sich an einen Sommertag vor zwanzig Jahren, an dem sie ihrem Vater beim Malen dieses Schildes geholfen hatte.Cabrilla, so hatte ihr Vater damals gesagt, als sie beide mit einem Eimer Farbe in der prallen Sonne gestanden hatten, sei das spanische Wort für Wasserwanze. Denselben Namen hatten Nora und ihr Vater auch dem Sternbild der Plejaden gegeben, weil sie der Meinung gewesen waren, es sehe aus wie Wasserwanzen, die über die Oberfläche eines Teiches liefen. »Zum Teufel mit den Rindviechern«, hatte Noras Vater gesagt und mit einem dicken Pinsel die Buchstaben auf das Schild gemalt. »Ich habe die Ranch eigentlich nur wegen des Sternenhimmels hier draußen gekauft.«

Nora fuhr langsam um die Kurve und einen sanften Hügel hinauf. Die Sonne war jetzt unter dem Horizont verschwunden, und der Himmel über der Wüste verdunkelte sich rasch. Vor Nora lag jetzt das grüne Tal mit dem alten Ranchhaus ihrer Familie, in dem nun schon seit fünf Jahren niemand mehr lebte. Seine Fenster waren mit Brettern vernagelt, und die Scheune neben den leeren Pferdekoppeln zeigte starke Verfallsspuren. In Noras Augen war es nicht allzu schade um das Fertighaus aus den Fünfzigerjahren, das bereits in ihrer Jugend baufällig gewesen war; ihr Vater hatte all sein Geld für das Land ausgegeben und nur ein billiges Haus bauen können.

Kurz vor dem Kamm des Hügels verließ Nora die Straße und warf einen Blick auf das trockene Bachbett daneben, in das jemand eine Ladung Bauschutt gekippt hatte. Vielleicht sollte sie ja doch auf ihren Bruder hören und die Ranch verkaufen. Das Haus ließ sich ohnehin nicht mehr reparieren und die Grundsteuer war – ebenso wie die Grundstückspreise – in den letzten Jahren drastisch gestiegen. Ein neues Haus konnte sie von ihrem dürftigen Gehalt als Assistenzprofessorin nicht bauen lassen – warum also hing sie noch an dieser Ranch?

Nora sah, wie im eine Viertelmeile entfernten Wohnhaus der Gonzales-Ranch die Lichter angingen. Im Gegensatz zu ihrem Vater, der seine kleine Ranch nur als Hobby betrieben hatte, bestritt Noras Schulfreundin Teresa Gonzales ihren Lebensunterhalt mit Landwirtschaft. Teresa war eine große, gescheite und furchtlose Frau, die nicht nur ihren eigenen Betrieb ganz alleine bewirtschaftete, sondern seit fünf Jahren auch auf der Cabrillas-Ranch nach dem Rechten sah. Jedes Mal, wenn Jugendliche dort eine Fete feierten oder betrunk