Zwei
An diesem Morgen hätte ich lieber nicht in den Spiegel geschaut. Unter den Augen lagen dunkle Schatten, meine Haare waren hoffnungslos verfilzt. Beim Frühstück weigerte sich Iida, ihren Brei zu essen, und Taneli beschwerte sich, seine Portion sei zu heiß. Er hatte ja Recht: Ich hatte verschlafen und deshalb keine Zeit gehabt, den Brei abkühlen zu lassen.
Ich packte Schlechtwetterkleidung in die Kindergartentaschen, denn es war wieder einmal Schneeregen angesagt. Iida wollte statt Gummistiefeln unbedingt ihre Winterschuhe anziehen, und um zur morgendlichen Lagebesprechung nicht zu spät zu kommen, gab ich schließlich nach. Noch zwei Tage bis zu Anttis Rückkehr! Die Kinder kreischten im Treppenhaus, ich hatte bisher vergeblich versucht, ihnen beizubringen, wie man sich in einem Hochhaus zu benehmen hat. In Gedanken verfluchte ich den Unbekannten, der gerade im Aufzug geraucht hatte. Obwohl die Standheizung schon seit zwei Stunden lief, war das Rückfenster vereist.
Zuerst brachte ich Iida in die Vorschulgruppe, dann lieferte ich Taneli in der Gruppe der unter Dreijährigen ab. Seine Hausschuhe waren unauffindbar, obwohl ich genau wusste, dass ich sie gestern Nachmittag in sein Fach gelegt hatte. Schließlich entdeckte ich sie neben den Schluppen eines anderen Kindes.
Im Auto schob ich eine Kassette der Gruppe Rehtorit ein und drehte voll auf. «Polizisten sind Helden», behauptete die Band, doch ich fühlte mich absolut nicht heldenhaft. Wieso hatten mich die zwei Wochen, in denen ich mit den Kindern allein war, an den Rand der Erschöpfung gebracht? Und das, obwohl es am Arbeitsplatz ruhig zugegangen war, es lagen fast nur simple Routinefälle an. In der vorigen Woche, als Iida erkältet gewesen war, hatte ich sogar unbesorgt zu Hause bleiben und sie pflegen können.
Es waren die durchwachten Nächte, die mich zittrig machten. Denn wenn Antti nicht zu Hause war, fand ich einfach nicht ins Bett. Ich sah mir ein melodramatisches Video nach dem anderen an, hörte über Kopfhörer Musik und trank zu viel Whisky. Wenn ich allein war, rasten meine Gedanken wild durcheinander, sodass mir nichts anderes übrig blieb, als in Phantasiewelten und schräge Harmonien zu entfliehen.
Ich parkte auf meinem persönlichen Stellplatz in der Tiefgarage des Präsidiums, neben Jyrki Taskinens Saab, der selbst bei diesem Schmuddelwetter vor Sauberkeit glänzte. Mir blieb gerade noch Zeit, den Mantel in mein Dienstzimmer zu bringen und mir einen Kaffee zu holen, bevor ich in den Besprechungsraum ging, wo meine Mitarbeiter bereits auf mich warteten.
Ursula alberte mit Puupponen herum, Puustjärvi döste. Die anderen waren wach, aber schweigsam. Koivu fehlte. Ich trank einen Schluck Kaffee, dann fing ich an.
«Guten Morgen allerseits. Wo steckt Koivu?»
«Er hat einen Kunden und kommt, sobald er frei ist», wusste Autio zu berichten.
Sämtliche Fälle waren in Bearbeitung, es gab keine Unklarheiten. Wir hatten es nur mit unkomplizierten Voruntersuchungen zu tun, die wir bald an die Staatsanwaltschaft weiterleiten konnten. Vergewaltigungen, Körperverletzungen,