: Leena Lehtolainen
: Alle singen im Chor Maria Kallios erster Fall | Ein Finnland-Krimi
: Rowohlt Verlag Gmbh
: 9783644408319
: Die Maria Kallio-Reihe
: 1
: CHF 10.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 240
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Böse Menschen kennen keine Lieder Im flachen Uferwasser eines Sees wird eine Leiche gefunden: Ein Mann wurde ermordet. Als Maria Kallio die Ermittlungen übertragen werden, befindet sie sich in einer schwierigen Situation: Sie kennt Jukka Peltonen aus Studienzeiten gut - ebenso wie die anderen Männer und Frauen, die mit ihm das Wochenende auf dem Land verbrachten. Sie alle sind Mitglieder eines Chors, seit Jahren befreundet, in ihrer Hingabe zur Musik und in wechselnden Liebschaften einander verbunden. Und doch hat jemand aus dem Chor Jukka ermordet. Maria Kallio, die finnische Kommissarin, muss den Mörder im Freundeskreis entlarven. Maria Kallios erster Fall

Leena Lehtolainen, 1964 geboren, lebt und arbeitet als Literaturwissenschaftlerin, Kritikerin und Autorin in Degerby, westlich von Helsinki. Sie ist eine der auch international erfolgreichsten finnischen Schriftstellerinnen, ihre Ermittlerin Maria Kallio gilt nicht nur als eine Art Kultfigur der finnischen Krimiszene, sondern erfreut sich auch bei deutschen Leserinnen und Lesern seit dem Erscheinen des ersten Bandes der Reihe 1994 ungebrochener Beliebtheit.

Zwei


Um Kiel und Planken Gischtwellen branden

 

Kinnunen hatte sich immer noch nicht im Präsidium blicken lassen. Der Diensthabende hatte beim x-ten Anruf in Kinnunens Wohnung endlich dessen neue Freundin erreicht, die ihm erzählt hatte, mein Vorgesetzter säße beim vierten Bier auf der Terrasse des «Kappeli». Rane und ich beschlossen, ohne ihn anzufangen, damit wir die Leute nicht den ganzen Abend auf dem Präsidium behalten mussten.

Ich wollte mir die Chormitglieder in alphabetischer Reihenfolge vornehmen, da mir nichts Besseres einfiel. Rane sollte nur mitschreiben, denn er würde sowieso nicht mehr lange an dem Fall mitarbeiten. Er war in Gedanken schon beim Montag, an dem er ausschlafen und alle Mordfälle vergessen konnte. Immerhin würde er aber hören, was die Zeugen zu sagen hatten, und sein Urteil darüber abgeben können, bevor er in Urlaub ging. In den wenigen Monaten, die ich mit ihm zusammengearbeitet hatte, war mir klar geworden, dass Rane trotz seiner Vorurteile und seiner gelegentlichen Boshaftigkeit ein scharfsichtiger Beobachter war. Wahrscheinlich fuchste es ihn, einer fast zehn Jahre jüngeren Frau unterstellt zu sein.

Sirkku Halonen war als Erste an der Reihe. Sie wirkte sehr nervös, darum stellte ich ihr zuerst einfache Routinefragen, um sie zu beruhigen. Ich bin nicht mütterlich veranlagt, sanfter Umgang mit verletzlichen Menschen liegt mir nicht. Mit hartgesottenen Typen komme ich besser zurecht als mit zu Tode erschrockenen kleinen Mädchen, die ein böser Onkel belästigt hat. Timo Huttunen wollte unbedingt mitkommen, um seiner Freundin beizustehen, aber ich scheuchte ihn zurück auf den Gang.

Sirkku erzählte, sie hätte Jukka vor ungefähr drei Jahren kennen gelernt. Bevor sie in den Chor eingetreten war, hatte sie ihn ein paar Mal auf Feten getroffen, die Piia und ihr Mann veranstaltet hatten. Mit Timo Huttunen war sie seit etwa einem Jahr befreundet. Jukka war ihrer Meinung nach «ganz nett», und sie konnte sich überhaupt nicht vorstellen, wer ihn umgebracht haben könnte.

«Das Wochenende hatte so schön angefangen … Ich hab einen Ferienjob in einem Kaufhaus in der Parfümerieabteilung, das ist wahnsinnig anstrengend. Ich hatte mich so auf die paar Tage gefreut!» Anscheinend trauerte Sirkku eher dem verpatzten Ausflug nach als ihrem toten Bekannten.

Anfangs glaubte ich, nichts Brauchbares aus ihr herausholen zu können. Ihren Worten nach war am Samstag nichts Besonderes vorgefallen. Sie hatten eine Weile gesungen, es hatte ganz gut geklappt, dann waren Antti und Jukka losgezogen, um die Sauna zu heizen, Jyri hatte Klavier gespielt, Timo und Sirkku hatten auf der Terrasse gesessen und Erdbeerwein getrunken, und Mirja und Tuulia hatten sich um das Essen gekümmert.

«Es war sehr lecker, Ratatouille oder so was. Tuulia kann echt gut kochen – obwohl sie für meinen Geschmack zu viel Knoblauch genommen hat. Dann sind Timo und ich eine Weile gerudert … Die anderen waren inzwischen in der Sauna. Wir wollten ungestört sein und sind erst reingegangen, als die anderen fertig waren. So gegen elf, glaub ich, sind wir dann ins Haus.»

Als das Liebespaar aus der Sauna kam, saßen die anderen im Erdgeschoss am Kamin. Alles war ruhig und friedlich.

«Wann seid ihr ins Bett? Vor oder nach Jukka?»

«Wir sind wohl als Erste gegangen. Timo und ich haben oben im großen Schlafzimmer geschlafen. Ich war in der Nacht einmal auf der Toilette, und zwar oben, draußen war ich nicht. Timo auch nicht, der hat die ganze Nacht geschlafen.»

Ich fragte mich, woher Sirkku das so genau wissen wollte, wenn sie selbst geschlafen hatte.

«Hat sich Jukka deiner Meinung nac