: Samuel Salzborn
: Antisemitismus als negative Leitidee der Moderne Sozialwissenschaftliche Theorien im Vergleich 
: Campus Verlag
: 9783593408378
: 1
: CHF 24.70
:
: Soziologische Theorien
: German
: 378
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
In der sozialwissenschaftlichen Antisemitismusforschung wird national wie international das Fehlen einer Studie beklagt, die theoretische und empirische Erkenntnisse miteinander verbindet. Die theoretischen Arbeiten nutzen empirische Studien oft allenfalls selektiv zur Stützung ihrer Hypothesen. Empirische Studien wiederum verzichten meist völlig auf theoretische Erkenntnisse. Samuel Salzborn liefert nun eine empirisch grundierte Theorie über die individuellen wie kollektiven Entstehungsursachen des Antisemitismus, seine argumentativen Strukturen sowie die sozialen Kontext- und Entwicklungsbedingungen. Dazu untersucht er politikwissenschaftliche, soziologische und psychologische Arbeiten über Antisemitismus und überprüft diese anhand empirischer Analysen. Er schließt damit eine wesentliche Lücke der sozialwissenschaftlichen Antisemitismusforschung.

Samuel Salzborn ist Vertretungsprofessor für Demokratieforschung am Institut für Politikwissenschaft der Universität Gießen.
2.3. Jean-Paul Sartre: 'Portrait de l'antisémite' Das Portrait de l'antisémite, das Jean-Paul Sartre (1945) - wie auch Freud und Parsons ihre Antisemitismus-Theorien - während des Nationalsozialismus verfasst hat (vgl. Galster 2001; Grynberg 2005: 35ff.; Judaken 1997, 2006; Winock 1998), weist hinsichtlich der theoretischen Wertschätzung der symbolischen Dimension antisemitischer Ressentiments eine bemerkenswerte Gemeinsamkeit zu dem Ansatz von Talcott Parsons auf. Denn wie Parsons interpretiert Sartre - obgleich aus existenzialistischem Blickwinkel selbstredend vor einem gänzlich anderen gesellschaftstheoretischen Hintergrund - 'den Juden' als Symbol und versteht den Antisemitismus damit als nicht aus dem Jüdischsein oder der jüdischen Religion erklärbar, sondern aus dem Denken und Fühlen der Antisemit(inn)en, für die 'der Jude' eine symbolische Funktion übernehme. Wenngleich Sartre und Parsons auch das Moment der symbolischen Repräsentation in Bezug auf den Antisemitismus als theoretischen Erklärungsansatz teilen, unterscheiden sie sich doch wesentlich in Bezug auf die Frage der perspektivischen Verortung des Symbolischen: Während Parsons die Ursachen für Antisemitismus letztlich in der Konkurrenz zwischen Juden und Nicht-Juden verortet und die Auffassung vertritt, dass vor dem Hintergrund eines realen sozialen Konflikts eine symbolische Zuschreibung gegenüber Jüdinnen und Juden erfolge, nimmt Sartre den entgegengesetzten Standpunkt ein: Er erachtet es zum Verstehen des Antisemitismus als notwendig, den Antisemiten bzw. die Antisemitin in den Blick zu nehmen, während er die jüdische Religion oder das reale Verhalten von Jüdinnen u
Inhalt8
Vorwort10
1. Einleitung12
1.1. Forschungsstand und Forschungsperspektiven21
1.2. Aufbau der Arbeit31
2. Sozialwissenschaftliche Theorien über Antisemitismus33
2.1. Sigmund Freud: »Der Mann Moses und die monotheistische Religion«34
2.2. Talcott Parsons: »The Sociology of Modern Anti-Semitism«53
2.3. Jean-Paul Sartre: »Portrait de l’antisémite«63
2.4. Ernst Simmel: »Anti-Semitism and Mass Psychopathology«81
2.5. Max Horkheimer/Theodor W. Adorno: »Dialektik der Aufklärung«97
2.6. Hannah Arendt: »Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft«120
2.7. Béla Grunberger: »Der Antisemit und der Ödipuskomplex«131
2.8. Shulamit Volkov: »Antisemitism as a Cultural Code«147
2.9. Moishe Postone: »Die Logik des Antisemitismus«158
2.10. Zygmunt Bauman: »Modernity and the Holocaust«169
2.11. Klaus Holz: »Nationaler Antisemitismus«182
3. Empirische Prüfung der theoretischen Annahmen194
3.1. Methodologie und methodische Grundlagen199
3.1.1. Genese und Empirie des sekundären Antisemitismus200
3.1.2. Zum Design der empirischen Studie220
3.2. Auswertung229
3.2.1. Qualitative Auswertung der einzelnen Interviews235
3.2.2. Systematische Auswertung aller Interviews294
4. Zur Theorie des modernen Antisemitismus318
Literatur344