Komplementäre Heilverfahren im Gesundheitswesen Analyse und Bewertung
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Hans-Wolfgang Hoefert, Bernhard Uehleke
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Komplementäre Heilverfahren im Gesundheitswesen Analyse und Bewertung
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Hogrefe AG
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9783456947006
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1
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CHF 23.70
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Allgemeines
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German
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309
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Wasserzeichen/DRM
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PC/MAC/eReader/Tablet
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PDF
In den westlichen Ländern nimmt die Zahl derjenigen, die von der Alternativ- und Komplementärmedizin Gebrauch machen, noch immer zu. Die Umsätze dieses zweiten Gesundheitsmarktes bewegen sich in Milliardenhöhe, wobei der größte Teil der Kosten von den Nutzern aus eigener Tasche bezahlt werden. Die Frage ist allerdings, ob die zahlreichen Angebote, die von Naturheilverfahren über energetische Praktiken bis hin zu Phytopharmaka reichen, das halten, was sie versprechen. Dieses Buch versucht, einen selbst für Fachleute undurchschaubaren Markt kritisch zu sichten und zu bewerten. Dazu werden die meisten der hierzulande zugänglichen Verfahren mit ihrem jeweiligen Entstehungshintergrund, ihrer Methodik und den bekannten Kontraindikationen auf der Grundlage von aussagekräftigen Studien der letzten zehn Jahre dargestellt. Jede Darstellung schließt mit einer Gesamteinschätzung ab, welche eine bessere Orientierung für empfehlende Fachleute ebenso wie für interessierte Nutzer erlaubt. Das Buch wendet sich in erster Linie an Ärzte, Psychologen und andere Gesundheitsberufe sowie an Akteure im Gesundheitswesen, die über die Förderungswürdigkeit des einen oder anderen Verfahrens zu entscheiden haben. Die Autoren des Buches sind ein Gesundheitspsychologe und ein naturheilkundlich tätiger Arzt.
4. Traditionelle Indische Medizin
(S. 135-136)
Hintergrund
Aufzeichnungen über die Heilkunde in Indien finden sich erst aus der Zeit des ersten Jahrtausends v.C., insbesondere aus der besonders produktiven Periode zwischen dem 6. und 3. Jahrhundert v.C. Allerdings kann man davon ausgehen, dass es eine längere Tradition der mündlichen Überlieferung (die Sanskrit-Schrift wurde erst ab etwa 1500 v.C. eingeführt) gab und dass erste Aufzeichnungen auf Palmenblättern nicht mehr zur Verfügung stehen. Steinzeit-Funde von offenbar behandelten Zähnen aus der Zeit zwischen dem 9. und 8. Jahrtausend im heutigen Pakistan haben die Spekulation befördert, es habe bereits um diese Zeit eine systematische Heilkunde gegeben. Den aus dem Norden eingerungenen Ariern wird die Begründung der vedischen Religion, in deren Dokumenten (Veden) Opferrituale und Götterhymnen eine zentrale Rolle spielen und Krankheiten entweder mit dem Wirken von Dämonen oder den menschlichen Sünden begründet werden, sowie die Etablierung der hierarchischen Gesellschaftsstruktur (Kastensystem) zugeschrieben, an deren Spitze zunehmend die Priesterkaste der Brahmanen bei gleichzeitiger Abdrängung der Drawiden in die unteren Kasten stand.
Für eine frühe Heilkunde spricht unter anderem die Einrichtung eines ersten Krankenhauses 427 v.C. in Sri Lanka und die Gesetze zur Errichtung von Krankenhäusern und zum Anbau von Heilpflanzen durch den König Ashoka im 3. Jahrhundert v.C. Daneben gibt es Hinweise auf den Handel mit Kräutern bzw. den Austausch von Arznei-Rezepturen zwischen Indien und Griechenland einerseits und Indien und China bzw. Tibet andererseits. Die indische Heilkunde – von einer „Medizin" kann erst ab etwa 500 v.C. die Rede sein (neben einer mündlichen Tradition existierten rudimentäre Texte auf Palmenblättern) – geht, wie viele andere traditionelle Heilkunden auch, auf eine religiös-magische Tradition zurück. Bezüge zu einer Heilkunde lassen sich erstmals in den religiösen Texten der Veden erkennen, deren erster Text (Rigveda) in der Zeit von 1200 – 900 v.C. entstanden sein dürfte und im 5. Jahrhundert v.C. aufgezeichnet wurde, die drei anderen Veden sind bis zum 3. Jahrhundert v.C. fixiert worden. Krankheit wird dort gesehen als Werk von Dämonen und Göttern bzw. als Folge des Verlustes an Vertrauen in die Götter.
Die beiden wichtigsten Dokumente einer elaborierten Heilkunde sind die Charaka Samhita und die Sushruta Samhita (Samhita = Sammlung, Kompendium): - Die Charaka Samhita, benannt nach einer historischen Figur, stellt wahrscheinlich die Überarbeitung eines älteren Werkes (Agnivesha um 1200 v.C.) durch mehrere Autoren dar und dürfte in der Zeit von 400 bis 200 v.C. verfasst worden sein. In Versform geschrieben enthält der Text neben den theoretischen Grundlagen des Ayurveda (Prinzipien von Gesundheit und Krankheit, drei Doshas usw.)
Betrachtungen zur Physiologie, Anatomie, Pharmazie sowie Diagnostik und Therapie. Der Text gilt als Klassiker der inneren Medizin. - Die Sushruta Samhita, benannt nach Sushruta, der im 6. Jahrhundert v.C. gelebt haben soll, ist in der Zeit von 400 bis 300 v.C. entstanden (ob vor oder nach der Charaka, ist nicht bekannt) und in Vers- und Prosaform verfasst. Neben Grundlagen der Anatomie und Embryologie finden sich in diesem Text detaillierte Be schreibungen der Knochen und möglicher Frakturen, von diversen Operationstechniken (plastische Hautoperationen im Gesichtsbereich bis zu Operationen im Darm- und Rektalbereich), von Techniken der Kauterisation und Narkose und von chirurgischen Instrumenten. Es wird vermutet, dass dieses Lehrbuch vor dem Hintergrund von Kriegen und der notwendigen Wundversorgung von Soldaten entstanden ist. Der Text gilt als Klassiker der chirurgischen Medizin.
Inhaltsverzeichnis
6
Vorwort
8
1. Komplementäre und alternative Medizin
10
1.1 Verbreitung und Nutzung von CAM-Methoden
20
1.2 Bewährung von CAM-Methoden
28
1.3 Psychologische Aspekte
37
2. Traditionelle Europäische Medizin
48
2.1 Klassische Naturheilkunde
51
2.2 Aromatherapie
65
3. Traditionelle Chinesische Medizin
72
3.1 Akupunktur und Moxibustion
88
3.2 Akupressur und Shiatsu
101
3.3 Qi Gong
107
3.4 Tai Chi
112
3.5 Tui Na
117
3.6 Chinesische Diätetik
121
3.7 Chinesische Phytotherapie
127
4. Traditionelle Indische Medizin
136
4.1 Ayurveda
140
4.2 Unani-Medizin
152
4.3 Yoga
157
5. Homöopathie und verwandte Verfahren
170
5.1 Homöopathie
171
5.2 Anthroposophische Medizin
185
5.3 Schüßler-Salze
188
5.4 Bach-Blütentherapie
191
6. Suggestive und autosuggestive Verfahren
194
6.1 Autogenes Training
195
6.2 Progressive Muskelentspannung
202
6.3 Biofeedback
209
6.4 Meditation
216
6.5 Gesundheitsgebet
228
6.6 Imaginative Verfahren
235
6.7 Hypnose
241
7. Körperorientierte Verfahren
249
7.1 Chiropraktik
251
7.2 Osteopathie
257
7.3 Massage-Therapien
262
7.4 Craniosacrale Therapie
273
7.5 Therapeutic Touch und Reiki
276
7.6 Haltungs- und bewegungsorientierte Therapien
284
7.7 Atemtherapie
290
7.8 „Energetische“ Methoden
296
7.9 Neuraltherapie
306
Sachwortverzeichnis
309