Wiederentdeckung eines alten Wissens
Das Jin Shin Jyutsu kam durch Mary Burmeister zu uns in den Westen. Mary wurde 1918 in Seattle in den USA als Tochter japanischer Eltern geboren. In den 1940er Jahren ging sie – unzufrieden mit ihrem Leben und gleichzeitig neugierig auf ihr Vaterland – nach Japan. Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens war sie für alles Neue offen. Sie wollte Diplomatie studieren und gab nebenbei Englischunterricht, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Eines Tages wurde sie von einer Schülerin zu einem Vortrag von Meister Jiro Murai eingeladen. Sie wusste zunächst nicht, worum es dabei ging, lauschte seinen Worten dann jedoch fasziniert. Denn etwas in ihrem Inneren wurde von ihm berührt. Er sprach über ein Wissen, das tief in der Seele beheimatet ist – das Wissen, dass die größte heilende Kraft darin besteht, in Harmonie mit den Gesetzen des Universums und mit sich selbst zu sein.
Durch ihre Herkunft wurden Mary die östliche Denkweise und eine meditative, ruhige Art gewissermaßen in die Wiege gelegt, und da sie in den USA aufwuchs, war sie auch mit der westlichen – amerikanischen – Kultur bestens vertraut.
Jiro Murais Leben
Jiro Murai wurde 1886 in Taishoomura (heute Karga City) in eine Ärztefamilie hineingeboren. Als zweitem Sohn stand es ihm frei, seinen Beruf selbst zu wählen. Er ging an die Technische Universität, um Seidenraupenzucht zu studieren. Obwohl er ein sehr guter Student war, interessierte er sich jedoch weniger für das Studium als vielmehr für das »wahre Leben«. Er wollte das Leben spüren.
In der endlosen Buntheit der Welt suchte er durch Ausschweifungen und Extremsituationen nach der hinter ihr verborgenen Wahrheit. Er probierte aus, wie sein Körper darauf reagierte, wenn er drei Wochen lang nur Reis zu sich nahm oder drei Wochen lang nur Fisch aß. Mit Freunden zusammen veranstaltete er wilde Ess- und Trinkgelage, bei denen er Wettbewerbe gewann, wer die meisten Kuchen verzehren konnte. Durch diese Lebensweise wurde sein Gesundheitszustand immer schlechter; er wurde sogar so bedrohlich, dass ihm schließlich kein Arzt mehr helfen konnte. Zu dieser Zeit war Jiro Murai gerade erst 26 Jahre alt.
In der Einsamkeit der Berge
Von der Familie und den Freunden aufgegeben, begab er sich in die Einsamkeit der Berge, um dort zu sterben. Er meditierte allein in der Stille und nahm dabei die Haltung der ihm bekannten Buddhastatuen mit ihren Hand- und Fingerpositionen ein. Durch das Meditieren, das Fasten und das Halten der Fingerpositionen – auch Mudras genannt – erlebte er verschiedene Körper- und Bewusstseinszustände. Von Tag zu Tag wurde sein Körper kälter – Jiro Murai war bereit, jeden Moment zu sterben. Am siebten Tag jedoch fühlte er eine große Hitze in sich aufsteigen, und ein brennendes Feuer durchströmte seinen Körper. Ein Zustand inneren Friedens erfüllte ihn mit Dankbarkeit und Ehrfurcht. Jiro Murai spürte, dass er geheilt war, und wusste, dass seine Heilung in einem Zusammenhang mit dem Halten der Finger und der Meditation stand. Voller Ehrfurcht über das, was mit ihm geschehen war, gelobte er, sein Leben der Erforschung dieses Geheimnisses zu widmen.
Das Wort »Mudra« hat seinen Ursprung, im Sanskrit, der altindischen Hochsprache, und bedeutet »das, was Freude bereitet«.
Die Geburt des Jin Shin Jyutsu
Jiro Murais Forschungen, die er fortan betrieb, bestanden sowohl aus dem Studium der alten Schriften als auch aus dem Sammeln eigener Erfahrungen. Mehr als zwölfmal ging er für jeweils drei Wochen erneut in die Berge, fastete und praktizierte die verschiedenen Mudras. In der Meditation lenkte er seine Aufmerksamkeit nach innen und nahm die verborgenen Kräfte wahr, die in jedem Menschen wirken. Dabei spürte er Energieströme durch