: Christian Mörken
: Oh, wie schön ist Caracas Ich heirate eine südamerikanische Familie
: SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag
: 9783417210156
: 1
: CHF 2.70
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: Biographien, Autobiographien
: German
: 184
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Manchmal muss man weit reisen, um am Ende bei sich selber anzukommen. Diese Erfahrung macht auch Christian Mörken, als er Gabriela aus Venezuela kennen lernt. In der Folge entwickelt sich eine tiefe Freundschaft und schließlich Liebe. Mit viel Humor und irrwitzigen Anekdoten beschreibt er das Aufeinandertreffen der verschiedenen Kulturen, Gabrielas etwas 'exzentrische' Familie und was Gott mit alledem zu tun hat. Eine kurzweilige Beziehungsgeschichte, die zeigt: Wenn Sie eine Südamerikanerin heiraten, heiraten Sie nicht nur die Frau - Sie heiraten die ganze Familie!

Christian Mörken (Hrsg.), Jahrgang 1972, studierte Musikwissenschaften in Hamburg und Liverpool. Er war mehrere Jahre in der Musikindustrie tätig u.a. für Herbert Grönemeyer. Von 2004 bis 2006 betreute er als Marketing-Manager den Musikbereich des SCM Hänssler-Verlags. Seitdem arbeitet er als freier Autor, Texter und Redakteur.

1. Kapitel (Seite 2)

Kennen Sie diese Momente, in denen Sie zu einer längst durchgelesenen Zeitschrift greifen? In denen Sie durch die Seiten blättern, nur um festzustellen, dass Sie alles, was Sie interessieren könnte, schon gelesen haben? Trotzdem suchen Sie weiter nach Lesbarem. Meistens geht es mir so, wenn ich stundenlang im Wartezimmer eines Arztes hocke, auf irgendeinem Flughafen festhänge oder in einem hoffnungslos verspäteten Zug sitze. In solchen Momenten entwickele ich dann auf einmal Interessen für die seltsamsten Dinge. Zum Beispiel für Artikelüber quantenphysikalische Forschungseinrichtungen in Kasachstan. Natürlich im Wissenschaftsteil. Liestüberhaupt jemand den Wissenschaftsteil in Magazinen? Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals einen Leserbrief zum Wissenschaftsteil gelesen zu haben.
Wissenschaftsredakteure haben es schwer. Ich bin der festenÜberzeugung, dass es wesentlich dankbarer ist, Lokalredakteur einer Kleinstadtpostille zu sein undüber die Eröffnung einer Schlachterei oder das Sommerfest der freiwilligen Feuerwehr zu schreiben, als Wissenschaftsredakteur eines großen Magazins zu sein. Wissenschaftsberichte sind meist Artikel, die mit der Spannungskurve eines Testbildes daherkommen.
Aber es gibt ja die erwähnten Momente der Verzweiflung, in denen man eben diese Artikel liest. Und in diesem Moment erahne ich instinktiv, dass mich eine solche Verzweiflung in Kürze ereilen könnte. Also klemme ich mir die durchgelesene Zeitschrift unter den Arm und warte im Gang des Flugzeugs, das mich gerade Tausende Kilometerüber den Atlantik gebracht hat. Gemeinsam mit Hunderten anderer Passagiere warte ich auf den Moment, in dem sich die Türöffnet und ich aus dieser stickigen, feuchtwarmen Röhre entlassen werde.
Dann ist es so weit. Langsam schiebt sich die Passagiermasse wie eine Schnecke durch den schmalen Gang in Richtung Tür. Als auch ich dort ankomme, nickt mir die Flugbegleiterin freundlich zu, und ich betrete erstmals– wie 508 Jahre vor mir Christopher Kolumbus– den amerikanischen Kontinent. Was für ein erhebendes Gefühl! Na gut, Kolumbus und seine Mannen landeten an schneeweißen Stränden, ließen das glasklare Wasser der Karibik ihre Beine umspülen und blickten auf Palmen voller Kokosnüsse, während meine Füße auf dem abgetretenen braunen Veloursteppich eines stickigen Gates landen, an dessen Decke eine Neonröhre flackert. Ich befinde mich in Caracas, der Hauptstadt Venezuelas. Genauer gesagt an deren Flughafen Maiquetía.