: Guy de Maupassant
: Die Nichten der Frau Oberst - Die Schwestern Rondoli - Die Wirtin - Das Zeichen (4 erotische Klassiker) 4 Erotische Novellen des Autors von: Bel Ami, Tag- und Nachtgeschichten, Der Horla und Nutzlose Schönheit
: e-artnow
: 9788074841231
: 3
: CHF 1.70
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: Anthologien
: German
: 419
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Guy de Maupassant (1850 - 1893) war ein beliebter Französischer Schriftsteller, der als einer der Väter der modernen Kurzgeschichte zu den wichtigsten Autoren der Weltliteratur zählt. Inhalt: Die Nichten der Frau Oberst: Frau Oberst bewohnt zusammen mit ihren zwei Nichten einen Gutshof. Da die beiden Mädchen allzu sehr aneinander Gefallen gefunden haben, muss Frau Oberst rasch Männer ins Haus bringen. So wird der Gutshof Anziehungspunkt aller Junggesellen der näheren und weiteren Umgebung... Die Schwestern Rondoli: ein seltsames Mädchen teilt das Eisenbahnabteil und später auch das Bett mit einem Italienreisenden. Ein Jahr ist Francesca nicht mehr in Genua, aber da gibt es noch eine Schwester namens Carlotta... Die Wirtin: als Untermieter hatte man es nicht leicht, eine Frau mit auf sein Zimmer zu nehmen, wenn die Wirtin alles überwacht. Und dann kommt die Wirtin noch im falschen Moment ins Zimmer - so ein Aas... Das Zeichen: in dieser kleinen Erzählung wird geschildert, wie schnell eine eitle Frau zu einer Prostituierten werden kann... Warnung: diese Erzählungen sind erotische Klassiker der Weltliteratur, keine Pornographie im heutigen Sinn.

2. Kapitel




Der Wagen rollte rasch dahin, und bald verschwanden die Befestigungswälle von Paris im Nebel. Georg hatte eine der Hände seiner Frau in die seinige genommen und hielt sie fest umklammert. Von Zeit zu Zeit neigte sich sein Kopf auf die Stirn der jungen Frau, die sich ihm eben zu eigen gegeben hatte, und er heftete einen Kuß darauf, der ohne Erröten oder Verlegenheit hingenommen wurde. Alles das war sehr anständig, unendlich anständiger, als es der neue Gemahl, um die Wahrheit zu sagen, gewünscht hätte.

Herr Vaudrez gehörte nicht zu der sentimentalen Sorte. Vor allem Sinnenmensch, hatte er bei der Verheiratung mit Florentine namentlich die Wiedererweckung jener Freuden im Auge, deren Wiederbelebung ihm von Tag zu Tag schwieriger zu werden begann.

Für zwei gute Pferde ist es nicht sehr weit von Paris nach Montmorency, in dessen Umgebung das Schloß der Vaudrez’ mit Namen Les Charmettes gelegen war. Man war bald angelangt. Der neue Ehemann hatte um seine junge Ehefrau Einsamkeit geschaffen. Sie traf nur ein diskretes und förmlich liebenswürdiges Stubenmädchen an, dessen Züge einen unerschütterlichen Ernst bewahrten, während ihre Augen allerdings ganz anders sprachen. Die für Florentine bereiteten Zimmer waren neu hergerichtet worden, und die reizendsten Bibelots schmückten es.

»Wie liebenswürdig du bist«, sagte die junge Frau mit Entzücken, als sie am Abend nach einem sorgfältigen Diner in ihrem Zimmer zusammensaßen und sie ihrem Ehegemahl von einigen Stunden eine Tasse Tee anbot.

»Ich? Nicht doch! Du bist es, meine Teure, du, die die Güte hatte, mir die Sorge für ihr Leben anzuvertrauen. Und wie ich darauf brenne, Besitz von meiner teuren Frau zu ergreifen–«

»Wie das? Bist du denn nicht jetzt schon mein Herr und Gebieter?«

»Nicht vollständig, meine Holde– ich habe das Recht erworben, es zu werden. Das ist bis jetzt alles«, und insgeheim fügte Georg Vaudrez hinzu:»Hm, sollte das liebe Kind absolut unwissend sein? Sollte sich Madame Briquart diese schöne Gelegenheit haben entgehen lassen, ihre Phantasie mit Dingen zu beschäftigen, die seit langer Zeit verbotene Früchte für sie sind? Aber das ist doch unmöglich! Immerhin seien wir vorsichtig!«

»Also, mein Liebling, du glaubst, daß das, was sich heute morgen auf dem Standesamt und in der Kirche zugetragen hat, die letzten Wonnen der Liebe darstellt?«

Die junge Frau errötete und senkte den Kopf.

»Ich weiß nicht recht«, murmelte sie.

»Reizend!« sagte sich Georg,»welche Wonne, diese Unschuld zu pflücken!«

»Wirklich nicht?« fragte er dann.»Nun, ich will es dich lehren. Aber warum machst du es dir nicht bequem? Dieses Korsett muß dir doch sehr hinderlich sein! Brauchst du dein Kammermädchen, um es abzulegen?«

»Nein, nein.«

»Nun, dann geben wir ihr den Abschied und bleiben ganz unter uns.«

Mariette wurde hinausgeschickt, und Georg schob den Riegel vor. Florentine war schon in ihr Toilettenzimmer getreten und begann den erhaltenen Ratschlag auszuführen; Georg betrachtete sie dabei, hinter einem Vorhang verborgen, und sein Blut wurde warm, als er diese Arme und Schultern sah, die, von den hüllenden Schleiern befreit, sich in ihrem jugendlichen Glanze vor ihm zeigten. Als nur noch das Hemdübrig war, stürzte er plötzlich aus einem Winkel hervor und schloß sie in seine Arme.

»Ah! Wie du mich erschreckt hast!« rief das junge Mädchen, verwirrt und sehr rot.

Wohl hatte sie in ihrem Innern gemutmaßt, daß das Leben als Frau irgendein Geheimnis bergen müsse, aber sie wußte nicht, worin dieses unbekannte Etwas bestand, das ihre Tante und ihr Beichtvater ihr als ihre Pflicht bezeichnet hatten und zu deren Erfüllung sie ihr die größte Unterwürfigkeit unter die Wünsche ihres Gemahls gepredigt hatten.

Georg war sehr blaß. Er preßte sie in seine Arme und bedeckte ihre Lippen, ihre Schultern und ihren Busen, den sie vergeblich seinen Blicken zu entziehen versuchte, mit heißen Küssen. Dann glitt seine fiebernde Hand an dem Körper der jungen Frau entlang und preßte sich wild um die Hüftlinie. Dabei krümmte er sich vor Gier und verschlang fast die rosigen Lippen Florentines mit seinem heißen und brennenden Munde. Dann setzte er seine Versuche fort, und es gelang ihm schließlich, trotz der Anstrengungen der jungen Frau, ihre Schenkel und Knie zu umklammern. Zwei Bänder von weißem Samt hielten das feine Seidenhöschen zusammen, das ihre Beine bedeckte. Er knüpfte sie los und ließ das leichte Gewand, das den untersten Teil des Körpers noch verhüllte, auf den Teppich gleiten. Florentine, einem aufgescheuchten Vögelchen gleich, stieß einen kleinen Entsetzensschrei aus und floh in die hinterste Ecke des Zimmers.

Georg betrachtete sie voll Bewunderung. Seine Augen glitzerten in allen Feuern der Begehrlichkeit.

»Florentine, meine teure Florentine«, bat er,»hast du denn Angst vor mir? Bin ich nicht dein Mann? Warum weigerst du dich, meine Frau zu sein?«

»Noch mehr…? Aber ich verstehe dich nicht!«

»Gut, also komm her! Ich will dir auseinandersetzen, worin der Unterschied zwischen einem jungen Mädchen und einer verheirateten Frau besteht.«

»Ich traue mich nicht«, sagte die junge Ehefrau mit einem hilflosen Blick auf ihre leichte Bekleidung.

»Warum nicht, Kind? Wegen deines leichten Gewandes? Aber ist es nicht das schönste, was es gibt, das einzige, das für die Feste der Liebe gee