: Dirk Müller
: Showdown Der Kampf um Europa und unser Geld
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426419892
: 1
: CHF 7.50
:
: Betriebswirtschaft, Unternehmen
: German
: 272
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Dirk Müller - »Mr. Dax«, Bestsellerautor, Deutschlands populärster Wirtschaftserklärer - schildert den zweiten Akt des Währungs- und Wirtschaftsdramas, das seinen Schauplatz längst von den USA nach Europa verlagert hat. Er rekapituliert die fundamentalen Fehlentscheidungen bei der Konstruktion des Euro, zeigt auf, welche Triebkräfte am Werk waren, wer Profit daraus zog und wer heute ein massives Interesse am Zerfall eines starken europäischen Währungs- und Wirtschaftsraumes hat. Denn die aktuelle Krise ist nicht nur das Ergebnis maßloser Staatsschulden, sie ist auch Ausdruck eines amerikanisch-europäischen Wirtschaftskrieges, der hinter den Kulissen tobt. Müller zeigt, welche Möglichkeiten Europa und Deutschland offenstehen, er benennt Chancen und Gefahren. Für die Taschenbuchausgabe hat Dirk Müller seinen 'Spiegel'-Bestseller erweitert und aktualisiert um ein grundlegendes Kapitel zum Konflikt zwischen den USA, Europa und Russland um die Ukraine. Ein Buch, dessen Brisanz täglich neu bestätigt wird.

Dirk Müller wird oft als 'das Gesicht der Börse' bezeichnet. Nach dem Abitur und einer Bankausbildung begann 1992 seine Karriere an der Frankfurter Börse. Zunächst arbeitete er als Rentenhändler für verschiedene Unternehmen, bevor er 1998 amtlich vereidigter Kursmaklerstellvertreter und später Skontroführer wurde. Sein Wissen und seine Erfahrung werden allseits geschätzt; er ist ein gefragter Experte bei der Presse und im Fernsehen.

Der griechische Patient und die Wiege der Demokratie


Schwenken wir nun das Auge Saurons auf Griechenland. Die Währungsexperten erklären uns, dass, wenn Griechenland morgen aus dem Euro austreten und eine eigene Währung einführen würde, diese Neue Drachme sofort um etwa50 Prozent abgewertet werden würde. Ist uns wirklich klar, was diese Aussage bedeutet? Sie besagt, dass die Griechen heute mit einer Währung operieren, die um etwa100 Prozent über ihrer Leistungsfähigkeit liegt.23 Prozent kurzfristige Überbewertung reichen aus, die wirtschaftlich starke Schweiz ins Trudeln zu bringen. Jetzt wird klar, was eine jahrelange Überbewertung von100 Prozent mit der Wirtschaft eines ohnehin schwachbrüstigen Griechenland macht. Mit einer solchen viel zu hohen Währung kann kein Land dieser Erde, und sei es noch so gut aufgestellt, wirtschaftlich überleben. Und genau das ist in Griechenland geschehen. Wenn wir die wirtschaftlichen Entwicklungen Griechenlands und der Türkei übereinanderlegen, stellen wir fest, dass beide bis zur Euro-Einführung nahezu parallel verlaufen sind. Doch mit der Einführung des Euro in Griechenland geschieht etwas Faszinierendes. Die Wirtschaftsleistung der Türkei explodiert geradezu, die der Griechen hinkt dramatisch hinterher. Was war geschehen? Der für Griechenlands schwache Wirtschaftsleistung viel zu hohe Euro machte die griechischen Waren für das Ausland völlig unattraktiv. Es war viel zu teuer, in Griechenland Urlaub zu machen. Ein Espresso am Strand kostete3 Euro, ein Fischgericht nicht unter15 Euro. Der gleiche heiße Kaffee war in der Türkei für umgerechnet knapp1 Euro zu haben, der Fischteller für5 Euro. Die schwache türkische Lira machte es möglich.

In der Folge buchten viele Sonnenhungrige ihre nächsten Urlaube eben in der Türkei statt in Griechenland. Die gleiche Sonne, das gleiche Meer, der gleiche Strand, die gleichen Altertümer, leckeres Essen, anisbasierte Rachenputzer und gastfreundliche Menschen. Größter Unterschied für den Touristen: fürs gleiche Geld mehr auf dem Teller. Der industriellen Wirtschaft ging es nicht anders. Was in Griechenland über Nacht zu teuer war, hat man gerne in der Türkei eingekauft. Die griechische Währung wertete dramatisch auf, man konnte es ja nicht mehr beeinflussen, und die immer stärkere Produktivität der Deutschen zog den Euro weiter nach oben. Die türkische Lira wertete ab. Da die Türkei aber kein billiges Geld aufgrund niedriger Eurozinsen aufnehmen konnte, war die türkische Regierung weit stärker in der Pflicht, Wirtschaftsreformen voranzutreiben. Sie konnte kaum Wohltaten auf Kredit verschenken. So kam es, dass die türkische Wirtschaftsleistung in den Folgejahren explodierte, die griechische zunächst nur noch von der kreditfinanzierten Binnennachfrage getragen war und schließlich weitgehend zusammenbrach. Am Ende (2011) betrug der griechische Warenexport gerade noch6,4 Prozent desBIP (Bruttoinlandsprodukt). Zum Vergleich: Der deutsche Warenexport trägt im selben Jahr33,8 Prozent zumBIP bei. Die größten Unternehmen an der griechischen Börse waren ein Getränkeabfüller und ein Sportwetten-Anbieter. Der Getränkeabfüller hat sich2012 aufgrund der verfahrenen und unklaren Situation verabschiedet und seinen Firmensitz in die Schweiz verlegt. Bleibt der Sportwetten-Anbiete