: Trudi Canavan
: Die Gilde der Schwarzen Magier 3 - Die Meisterin Schicksalhalfte Fantasy mit starker Heldin
: Blanvalet
: 9783641023232
: Die Gilde der Schwarzen Magier
: 1
: CHF 9.00
:
: Fantasy
: German
: 704
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Wer über magische Fähigkeiten verfügt, hat in Imardin die Macht. Rücksichtslos setzen sich die Mitglieder der Gilde der schwarzen Magier über die Armen und Gewöhnlichen hinweg. Keiner wagt es, sich zu wehren. Nur Sonea, das Bettlermädchen, begehrt auf ... und offenbart eine außergewöhnliche magische Begabung. Sonea wird als Novizin in die Gilde der Magier aufgenommen und gerät ins Zentrum einer schrecklichen Verschwörung ...
Sonea hat viel gelernt, seit sie in die Gilde aufgenommen wurde. Sie hat sich den Respekt der anderen Novizen verschafft und ihren Platz unter den Magiern gefunden. Manches jedoch, wünschte sie, hätte sie nie erfahren ... Spricht Akkarin die Wahrheit, wenn er Sonea warnt, dass die Macht der Feinde des Reiches dramatisch wächst?

Trudi Canavan wurde 1969 im australischen Melbourne geboren. Sie arbeitete als Grafikerin und Designerin für verschiedene Verlage und begann nebenbei zu schreiben. 1999 gewann sie den Aurealis Award für die beste Fantasy-Kurzgeschichte. Ihr Erstlingswerk, der Auftakt zur Trilogie 'Die Gilde der Schwarzen Magier', erschien 2001 in Australien und wurde weltweit ein riesiger Erfolg. Seither stürmt sie mit jedem neuen Roman die internationalen Bestsellerlisten.
2. Die Befehle des Hohen Lords
Rothen nahm die Tasse mit dampfendem Sumi von dem niedrigen Couchtisch und ging hinüber zum Fenster. Nachdem er die papierbespannte Blende zur Seite geschoben hatte, ließ er den Blick über die Gärten schweifen.
Der Frühling hatte dieses Jahr zeitig Einzug gehalten. An Hecken und Bäumen leuchteten kleine Blüten, und ein von seiner Arbeit begeisterter neuer Gärtner hatte entlang der Wege Rabatten mit leuchtend bunten Blumen angelegt. Obwohl der Morgen noch jung war, spazierten bereits Magier und Novizen durch die Blütenpracht.
Rothen hob die Tasse an die Lippen und nahm einen kleinen Schluck. Der Sumi war frisch und bitter. Seine Gedanken wanderten zum Vorabend zurück, und unwillkürlich verzog er das Gesicht. Einmal in der Woche war er zum Abendessen bei seinem väterlichen Freund Lord Yaldin und dessen Frau, Ezrille, zu Gast. Yaldin war ein Freund von Rothens inzwischen verstorbenem Mentor, Lord Margen, gewesen und betrachtete es immer noch als seine Pflicht, ein Auge auf Rothen zu haben – und just aus diesem Grunde hatte sich Yaldin während der gestrigen Mahlzeit bemüßigt gefühlt, Rothen nahe zu legen, sich keine Sorgen mehr um Sonea zu machen.
»Ich weiß, dass du sie immer noch beobachtest«, hatte der alte Magier gesagt.
Rothen hatte die Achseln gezuckt. »Ich mache mir Sorgen um sie.«
Yaldin schnaubte leise. »Sie ist der Schützling des Hohen Lords. Sie ist nicht länger darauf angewiesen, dass du dich um ihr Wohlergehen sorgst.«
»Das ist sie durchaus«, hatte Rothen erwidert. »Glaubst du, der Hohe Lord gäbe etwas darum, ob sie glücklich ist oder nicht? Er ist lediglich an ihren akademischen Fortschritten interessiert. Aber das Leben besteht nicht nur aus Magie.«
Ezrille lächelte traurig. »Natürlich tut es das nicht, aber...« Sie zögerte und seufzte dann. »Sonea hat, seit der Hohe Lord sich zu ihrem Mentor erklärt hat, kaum noch ein Wort mit dir gesprochen. Glaubst du nicht, sie hätte dich inzwischen einmal besucht, falls sie dich brauchte? Sie ist jetzt bereits über ein Jahr bei ihm. Ganz gleich, wie sehr ihre Studien sie in Anspruch nehmen, sie hätte gewiss die Zeit finden können, dich einmal zu treffen.«
Rothen war unwillkürlich zusammengezuckt. Die mitleidigen Mienen des Ehepaares sprachen eine deutliche Sprache; sie hatten seine Reaktion bemerkt und mussten nun glauben, er sei verletzt, weil Sonea ihn so offensichtlich fallen gelassen hatte.
»Es geht ihrwirklich gut«, hatte Yaldin sanft gesagt. »Und dieser Unfug mit den anderen Novizen ist lange vorbei. Kümmere dich nicht weiter darum, Rothen.«
Rothen hatte Zustimmung geheuchelt. Er konnte seinen Freunden die wahren Gründe dafür, dass er Sonea beobachtete, nicht nennen. Wenn er es täte, würde er mehr als nur Soneas Leben gefährden. Selbst wenn Yaldin und Ezrille sich zum Schweigen verpflichten würden, um Sonea zu schützen – Akkarin hatte befohlen, dass es niemand anders wissen dürfe. Einen Verstoß gegen diesen »Befehl« könnte Akkarin als Vorwand benutzen, um... ja, um was zu tun? Um sich die Gilde mit schwarzer Magie gefügig zu machen? Er war bereits der Hohe Lord. Was sonst sollte er noch wollen?
Vielleicht noch mehr Macht. Vielleicht die Regierungsgewalt, die jetzt dem König zukam. Die Herrschaft über die verbündeten Länder. Die Freiheit, nach Belieben mittels schwarzer Magie seine Kräfte weiter anwachsen zu lassen, bis er mächtiger war als jeder Magier vor ihm.
Aber wenn Akkarin etwas Derartiges hätte tun wollen, dann hätte er es bestimmt schon vor langer Zeit getan. Rothen musste zähneknirschend anerkennen, dass Akkarin seines Wissens nichts unternommen hat