: Hans-Peter Unger, Carola Kleinschmidt
: Bevor der Job krank macht Wie uns die heutige Arbeitswelt in die seelische Erschöpfung treibt - und was man dagegen tun kann
: Kösel
: 9783641022921
: 1
: CHF 5.20
:
: Lebensführung, Persönliche Entwicklung
: German
: 200
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Seelische Erschöpfung entwickelt sich immer rasanter zur Krankheit Nummer eins im Job. Mehr und mehr Arbeitnehmer geraten in eine Abwärtsspirale. Es fängt harmlos an: wachsender Termindruck, mangelnde Wertschätzung. Häufig folgt Sorge um den Arbeitsplatz, schließlich permanente Selbstüberforderung. Am Ende steht die Diagnose: stressbedingte Erschöpfungsdepression.
Erstmals zeigt dieses Buch den Mechanismus der schleichenden Erschöpfung. Es beschreibt Warnzeichen und Ausstiegsmöglichkeiten aus dem Teufelskreis. Und es legt den Finger in die Wunde: Nach neuen gesetzlichen Bestimmungen haben Arbeitgeber Verantwortung für die psychische Gesundheit ihrer Angestellten. Nicht nur jeder Einzelne, auch Unternehmen und Politik müssen handeln.

Hans-Peter Unger ist Psychiater und Psychotherapeut, Chefarzt der Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie in der Asklepios-Klinik Hamburg-Harburg, Initiator des ambulanten Zentrums für Stress-Medizin an der Asklepios-Klinik Harburg sowie am AK St Georg in Hamburg. Initiator eines 8-Wochen-Programms zur Burnout-Rückfall-Prophylaxe.
Einleitung
oder: Warum Georg B. nachts mit panischer Angst kämpft
»Hast du wirklich gut geschlafen, Georg?«, fragt ihn morgens seine neben ihm liegende Ehefrau und schaut ihn etwas besorgt an.»Ja«, antwortet Georg mit einem unbestimmten Lächeln, das ihm selbst wie eine Mischung aus Trotz, Verzweiflung und Selbstbetrug erscheint. Gestern Abend war er erst um 21 Uhr aus dem Büro gekommen. Nur wenig später war er bereits vor dem Fernseher eingeschlafen. DieTagesthemen waren noch nicht einmal zu Ende. Mit seiner Frau hatte er kaum ein Wort gewechselt.
Später, sie lagen schon im Bett, hatten sie Streit bekommen. Seine Frau hatte ihm vorgeworfen, dass er sich in der Firma unter Wert verkaufe, dass er die Bodenhaftung verloren habe, mit den Kindern und ihr nur noch in scheinbarem Kontakt sei.»Du bist nicht der Mittelpunkt der Welt«, hatte sie fast verzweifelt gesagt und ihm versucht zu erklären, dass er in seinem Job doch nicht die Welt neu erfinden müsse. Die Familie, sie, alles sei der Arbeit untergeordnet. Ob er nicht spüre, dass er sich entwürdige, wenn er immer neue Aufgaben annimmt.»Was willst du eigentlich wem beweisen?« war ihre letzte Frage, bevor sie sich umdrehte und sagte:»So kann es nicht weitergehen, ich werde dich nicht pflegen, wenn du einen Herzinfarkt bekommst!«
Georg hatte geschwiegen. In seinem Kopf waren die Gedanken Karussell gefahren: Sie versteht mich nicht! Sie macht mir nur noch mehr Druck! Er spürte ein schmerzhaftes Drücken im Magen und war darüber wortlos eingeschlafen. Nach etwa drei Stunden war er jedoch schweißgebadet wieder aufgewacht. Sein Mund war trocken, er fühlte sich verletzt, enttäuscht, angstvoll und wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Bevorstehende Termine und unerledigte Aufgaben schossen ihm durch den Kopf. Er fühlte sich wie gelähmt und die Angst nahm zu. Es war einfach nicht zu schaffen! Seine Gedanken drehten sich immer schneller: Was würden die Kollegen, der Chef denken? Wie stand er da? Die Angst steigerte sich zur Panik und erfasste seinen ganzen Körper, er spürte eine unerträgliche Unruhe in Brust und Bauch. Georg stand auf und schlich sich leise in die Küche, um ein Glas Wasser zu trinken. Was hatte er falsch gemacht, wie hätte er die Arbeit noch schneller erledigen können? Bei all dem, was sich auf seinem Schreibtisch staute! War er vielleicht der falsche Mann am falschen Platz?
Was Georg zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß: Seine Schlafstörungen, Gedankenspiralen und Angstgefühle sind ein Zeichen dafür, dass er mitten in einer seelischen Erschöpfungskrise steckt. Nur wenige Wochen später, als er wegen seines ständigen Unwohlseins, seiner Schlafstörungen und Panikattacken zum Arzt geht, erhält er die Diagnose: Erschöpfungsdepression. Er ist schockiert. Eine Depression? Er, der aufstrebende Manager, emotional stabil und tatkräftig, entscheidungsfreudig und ehrgeizig, hat eine Depression!?
 
Lange Zeit galt die Depression als eine Krankheit, die vor allem Frauen trifft, die nach Schicksalsschlägen oder Verlusten auftreten kann, vielleicht auch vererbbar ist, aber immer mit Schwäche, Schuld und Versagen in Verbindung gebracht wird. Erst seit einiger Zeit weiß man um die Bedeutung, die Dauerstress bei der Entstehung von Depressionen haben kann.1
Mit diesem Wissen ist auch die Arbeit als auslösender Faktor in den Fokus der Wissenschaftler und Psychiater gerückt. Immer mehr Zeichen deuten inzwischen darauf hin, dass die heutigen Arbeitsbedingungen, mit ihrem hohen Tempo und der wachsenden Arbeitsdichte, ihren hohen Anforderungen an Flexib