Wie geht's uns denn? Ärztliche Kommunikation optimieren
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Thomas Bergner
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Wie geht's uns denn? Ärztliche Kommunikation optimieren
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Schattauer GmbH, Verlag für Medizin und Naturwissenschaften
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9783794563586
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1
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CHF 27.00
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Allgemeines
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German
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248
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Wasserzeichen/DRM
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PC/MAC/eReader/Tablet
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PDF
Treffen Sie den richtigen Ton! Als Arzt führen Sie im Laufe Ihres Berufslebens etwa 200 000 Gespräche mit Ihren Patienten. Das Gespräch ist neben Ihrem Fachwissen das wichtigste 'Arbeitsmittel'. Je besser Sie mit Ihrer Kommunikation auf Ihre Patienten eingehen können und sich in sie hineinversetzen, umso leichter können Sie Ihr Fachwissen vermitteln und umso größer ist Ihr Therapieerfolg. Thomas M. H. Bergner, Autor der Bestseller 'Burnout bei Ärzten' und 'Burnout-Prävention', zeigt konkrete Wege auf, wie Sie Ihre ärztlichen Gespräche effektiver gestalten können und zielsicher zu dem von Ihnen angestrebten Ergebnis gelangen. Anschaulich und spannend beschreibt er die Kommunikationsmöglichkeiten auf Seiten des Arztes in Verbindung mit einem neuen, von ihm entwickelten Kommunikationsmodell. Sie erhalten valide und praxiserprobte Anregungen, wie Sie mit Ihren Patienten oder deren Angehörigen - auch in schwierigen Situationen - sprechen können, damit Sie sich sicher fühlen und der Patient sich gut aufgehoben fühlt. Zahlreiche Beispiele und Anleitungen ermöglichen es Ihnen, die Inhalte des Buches erfolgreich in die Praxis umzusetzen: - Ablaufschemata, sogenannte STEPS, für professionelle Gesprächsabläufe - Übungen zur Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit - Fiktive Arzt-Patienten-Gespräche als Vorschläge für Gesprächsinhalte Optimieren Sie Ihre kommunikativen und sozialen Kompetenzen als Arzt!
8 Besondere ärztliche Gespräche
(S. 123-124)
8.1 Telefongespräche
Wie bereits in Kapitel 1 ausgeführt, sind etwa 55 % aller Botschaften nonverbaler Natur. Diese Informationsquelle steht Ihnen bei einem Telefongespräch nicht zur Verfügung. Sie bekommen also über die verbalen und paraverbalen, technisch stark beschnittenen Signale beim Telefonieren erheblich weniger und weniger bedeutsame Informationen vom Patienten. Gleiches gilt für den Patienten. Als Konsequenz daraus sollten Sie so wenig ärztliche Gespräche am Telefon führen wie nur möglich. Überspitzt könnte man sagen: Entweder handelt es sich um ein ärztliches Gespräch, hat damit eine gewisse Bedeutung und sollte deshalb persönlich geführt werden – oder es braucht überhaupt nicht vom Arzt geführt zu werden, kann also delegiert werden.
8.2 Visitengespräche
Der Patient in einem Krankenhaus muss sich den dort herrschenden Strukturen unterwerfen. Jede stationäre Behandlung führt zu erheblichen persönlichen Einschränkungen und sonst unüblichen Belastungen. Dazu gehören die Zimmerzuweisung, im Zimmer die Bettzuweisung, die Unmöglichkeit, sich zurückzuziehen, die Isolierung (es gibt kein Krankenhaus, das Besuche 24 Stunden am Tag ermöglicht), die Festlegung der Essenszeiten und damit des Lebensrhythmus, das Abschneiden von Informationsquellen wie dem Internet oder individuell abonnierten Zeitungen. Der Status des Patienten wird durch standardisierte Kleidung (schlimmstenfalls auch noch hinten offen) und die Abgabe von persönlichen Dingen gemindert, die ansonsten gestohlen werden könnten. Stationär behandelte Patienten wer den einer Vielzahl von im Acht-Stunden-Rhythmus wechselnden Bezugspersonen ausgesetzt, was die Beziehungen anonymisiert. Dennoch empfinden Patienten alle diese Maßnahmen weniger negativ als die mangelnde Aufklärung über Art und Verlauf der Erkrankung [40, 45].
Dem Visitengespräch kommt somit für den Patienten eine herausragende Bedeutung zu. In der Realität sieht es anders aus: Die Missachtung der Privatsphäre bei einem Visitengespräch ist offenkundig. In Anwesenheit Dritter wie beispielsweise den anderen Patienten wird über sehr Persönliches gesprochen.Die originär intime nicht-öffentliche Dyade, welche sonst beim ärztlichen Gespräch üblich ist, ist aufgehoben zugunsten einer öffentlichen. Das ärztliche Gespräch mit der wahrscheinlich stärksten Hierarchieabstufung des Patienten ist die Visite im Krankenhaus.
Der scheinbaren oder tatsächlichen Herabstufung liegt auch ein grundsätzliches Missverständnis zugrunde: Patienten meinen, die Visite diene dazu, sie tagtäglich über den Verlauf ihrer Erkrankung oder Heilung zu informieren, dass also die Visite eine bestimmte Form der sonst üblichen Kommunikation mit dem Arzt sei. Es ist für sie oftmals die einzige Möglichkeit, den Arzt überhaupt zu sehen und zu sprechen. Ärzte hingegen nutzen die Visite vorrangig, umaufgrund ihres am Bett des Patienten auf den neuesten Stand gebrachten Wissens um dessen Erkrankung neue Entscheidungen über die Therapie und damit auch Anweisungen an das Pflegepersonal zu treffen. Ihre Erwartungen an dasGesprächmit demPatienten sind andere, sie haben mehr Routine- und Kontrollcharakter.
Die Visite ist ein Lehrbuchbeispiel für Kommunikation, die grundsätzlich aneinander vorbeiläuft. Die Gespräche während einer Visite unterscheiden sich stark von den sonst üblichen ärztlichen Gesprächen [40]:
- Sie dauern nicht lange.
- Sie haben eine weit höhere Anzahl geschlossener und damit lenkender Fragen.
- Sie ignorieren gern die Initiative des Patienten.
- Sie verzichten auf übliche Rahmenelemente wie eine adäquate, individuelle Begrüßung, Vorstellung und Verabschiedung.
- Sie weisen eine vermehrte Nutzung von Fachausdrücken auf.
Alles in allem ist das übliche ärztliche Visitengespräch von einer noch stärkeren Asymmetrie geprägt als andere ärztliche Kommunikation. Um diese zumindest zu mildern, gibt es eine eiserne Regel für jedes Visitengespräch – und es liegt in der Verpflichtung eines jeden Arztes, dafür zu sorgen, dass diese Regel eingehalten werden kann.
Cover
1
Inhalt
8
1 Grundlagen der Kommunikation
18
1.1 Ärztliche Kommunikation
18
1.2 Kommunikationstheorien
23
Paul Watzlawick
23
Friedemann Schulz von Thun
25
Das 9-Ebenen-Modell® der Kommunikation
28
Bereich der Vergangenheit: Die Ebenen des fachlichen oder sachlichen Inhalts
31
Bereich der Gegenwart: Die persönliche Ebene
33
Bereich der Zukunft: Die Ebene der Ziele
35
Kommunikationsstörungen
38
Herausforderungen ärztlicher Kommunikation
40
Tiefe und Bedeutung von Kommunikation
41
Ebenen der Sinne
42
1.3 Paraverbale Körpersprache
43
Stimmlage
43
Lautstärke
44
Artikulation
44
Modulation
44
Redefluss und Tempo
45
Betonung
46
Rhythmus
46
Tonfall
46
2 Besonderheiten ärztlicher Gespräche
50
Innere Vorbereitung
50
2.1 Grundlegende Aspekte eines ärztlichen Gesprächs
51
Wichtige Funktionen ärztlicher Gespräche
52
Vertrauen schaffen
52
Selbstdarstellung
52
Angst abbauen oder nicht aufkommen lassen
52
Fehler im strukturellen Gesprächsaufbau
54
Grundfehler
54
Satzlänge
55
Unterbrechung
55
Mehr als eine Frage
55
Abrupter Themenwechsel
55
Klärungssekunden für den Patienten
56
Unbegrenzte Gespräche
56
Unmittelbares Antworten
56
2.2 Rollen des Arztes
56
Arzt-Patient-Dyaden brauchen emotionales Vokabular
58
2.3 Kommunikation und Empathie
60
Grundlagen
60
Achtung
66
Vorbild sein
67
Spiegelungen
68
3 Eröffnungsinitiative des ärztlichen Gesprächs
70
3.1 Das ärztliche Gespräch beginnt ohne ein Wort des Arztes
70
Vor allem
70
Szenerie in der Praxis oder Klinik
70
Faktor Zeit
72
Faktoren Raum und Ort
72
Faktor Ordnung
73
Faktoren Zonen, Grenzen und die Sitzposition
74
Faktor Outfit
75
Faktoren Alter und Geschlecht
76
3.2 Eröffnungsinitiative
76
Beginn: Blickkontakt
77
Händedruck
77
Small Talk
78
Transparenz
79
Verbale Einleitungsfloskeln
80
4 Als Arzt fragen
84
4.1 Ärztlich