: Gerd Theißen
: Erleben und Verhalten der ersten Christen Eine Psychologie des Urchristentums
: Gütersloher Verlagshaus
: 9783641028176
: 1
: CHF 29.10
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: Allgemeines, Lexika
: German
: 624
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Mythos. Ritus. Ethos.
- Was erlebten und fühlten die ersten Christen?
- Die erste historische Psychologie des Urchristentums
- Ein weiteres großes Werk zur Deutung des Frühen Christentums

Eine der faszinierendsten Fragen der Geschichtsschreibung ist die nach der Entstehung des Christentums: Was führte dazu, dass aus einer kleinen Sekte des Judentums eine Bewegung erwuchs, die die Weltgeschichte veränderte? Um dies zu verstehen, genügt es nicht, historische und soziologische Fakten zu interpretieren. Es sind gerade auch psychologische Sachverhalte, die an der Wurzel des Christentums liegen. Diese zeigt Gerd Theißen in seinem neuen Buch auf.
In dieser Psychologie der urchristlichen Religion beschreibt und ordnet der Heidelberger Neutestamentler das religiöse Verhalten und Erleben der ersten Christen und macht es für uns heute verstehbar. Nach 'Die Religion der ersten Christen' ein weiteres großes Werk in der Deutung des Frühen Christentums.

Dr. Gerd Theißen, geboren 1943, ist Professor em. für Neutestamentliche Theologie in Heidelberg. Er gilt als einer der kreativsten Exegeten der Gegenwart und entwickelte eine Theorie des Urchristentums, indem er die biblische Überlieferung mit Hilfe soziologischer und religionspsychologischer Fragestellungen untersuchte. Sein Buch 'Der Schatten des Galiläers' ist seit mehr als 30 Jahren ein unübertroffenes Werk erzählender Jesusliteratur.

I. Seele und Leib Die Erfindung des inneren Menschen in der Antike und seine Erneuerung im Urchristentum
Es ist nicht selbstverständlich, dass Menschen ihrem Verhalten und Erleben ein einheitliches Zentrum im Inneren zuschreiben. Das »Innere« wurde erst in der »psychologischen Wende in der europäischen Religionsgeschichte«86 in der »Achsenzeit« um das 6. Jh. v. Chr. bei jüdischen Propheten und griechischen Philosophen entdeckt. Der Mensch lernte damals, sich in seinem Selbstverständnis von allem zu unterscheiden, was nicht zu seiner Person gehört. Er entdeckte den »inneren Menschen« und erfand ihn mit seiner Entdeckung.87 Bei psychischen Phänomenen gehören Erkennen und Erkanntes zur selben psychischen Realität. Daher kann die Erkenntnis hier mehr als bei anderen Gegenständen das Erkannte formen und schaffen. Mit der Entdeckung und Erfindung des »inneren Menschen« begann die vorwissenschaftliche Psychologie. Einige allgemeine Kategorien sind für ihre Analyse hilfreich und seien daher vorweg vorgestellt.
In den Entwürfen eines psychologischen Selbstverständnisses des Menschen können wirArchitektur undDynamik der Psyche unterscheiden. In ihrer Architektur lassen sich obere und untere Schichten, leitende und abhängige Instanzen, Zentrum und Peripherie erkennen. Dabei wird die Struktur der Psyche techno-, bio- oder soziomorph gedeutet.88Technomorph kann der Mensch seinen Körper als Instrument eines Steuerungsorgans auffassen. Wenn der Mensch sein Inneres heute manchmal als einen komplizierten Computer versteht, ist das eine technomorphe Selbstauslegung.Biomorph kann der Mensch seine seelischen Organe als Körperteile deuten: Aus Organseelen wurden in der Geschichte oft Seelenorgane. Die Deutung des Seelenlebens nach Funktionen von Gehirnteilen, wie sie sich in der Gegenwart immer mehr verbreitet, ist eine biomorphe Selbstinterpretation. Schließlich kann der Mensch sein Innenlebensoziomorph als das Leben einer Gesellschaft im Kleinen interpretieren – mit einem Herrscher an der Spitze und Befehlsempfängern unter ihm. Die psychoanalytische Un