: Burkhart Fischer
: Hören - Sehen - Blicken - Zählen
: Hogrefe AG
: 9783456942438
: 2
: CHF 19.50
:
: Medizin
: German
: 257
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF

Ents ehung und Behandlung der Teilleistungsstörungen.< r />Wir sehen nicht mit den Augen und hören nicht mit den Ohren, sondern mit dem Gehirn. Die Neurowissenschaften haben gezeigt, dass die Sinnesleistungen durch ein kompliziertes Zusammenspiel verschiedener Unterfunktionen des Gehirns zustande kommen. Beim natürlichen Sehen z.B.– besonders beimLesen&nd sh; müssen wir Augenbewegungen benutzen. Alle diese Einzelfunktionen und ihre Koordination werden im Laufe des Lebens erworben, durch Wiederholen undÜben verbessert und an neue Anforderungen angepasst.

Entwicklungsrückst&au l;nde können den Erwerb weiterer Teilleistungen behindern. Wer von«Teilleistungsst&oum ;rungen» spricht, muss die normale Entwicklung kennen. Dieses Buch vermittelt einenÜberblicküber dieNeurobiologie der Sinnes- und Blickfunktionen. Die Entwicklung, die darauf aufbauende Diagnostik und gezielte Trainingsverfahren etwa bei der Lese-Rechtschreib-Schwäc e, der Rechenschwäche oder bei dem Aufmerksamkeits-Defizit-Syndr m werden beschrieben.

Der Autor kann dabei auf eine Datenbank mit Einträgen von fast 4000 Personen zurückgreifen und erstmals quantitative Aussagen zu den einzelnen Fragenkomplexen machen. Das Buch richtet sich anÄrzte, Psychologen, Pädagogen und Eltern sowie an Therapeuten im Bereich von Lernstörungen und Rehabilitation und an Studenten, die die neurobiologischen Grundlagen und deren praktische Bedeutung kennen lernen wollen.

2. Störungen (S. 121)

Dieses Kapitel könnte man auch mit„Diagnostik"überschreiben. Es behandelt Abweichungen der Sinnes- und Blickfunktionen von der im vorigen Teil behandelten Altersnorm. Dabei werden die Daten für verschiedene Gruppen von Kindern und Jugendlichen mit Defiziten im Bereich des Lesens, Schreibens, Rechnens, der Aufmerksamkeit und anderer nicht so genau umschriebener Teilleistungen getrennt behandelt und quantitativ dargestellt. Für jede Gruppe und jede Funktion werden die Auffälligkeitsquoten, wenn nötig auch in Abhängigkeit vom Alter, gesondert bestimmt und grafisch dargestellt.

2.1 Die Probleme
Mit dem Begriff der Teilleistung haben wir uns schon am Anfang des Buches kurz beschäftigt (S. 25). Er ist zwar nicht sehr präzise definiert, stellt aber dennoch eine nützliche Bezeichnung für Leistungen unseres Gehirns dar, die man zusammenfassen kann, ohne damit gleich die gesamte Leistung des Gehirns zu meinen. Beispiel: Das Lesen oder das Rechnen. Jetzt geht es um Störungen von Teilleistungen– um Teilleistungsstörungen. Wir werden nicht sonderlich erstaunt darüber sein, dass eine Teilleistung gestört sein kann, wenn nur bestimmte ihrer Unterfunktionen unzuverlässig arbeiten. Dies heraus zu finden, ist Aufgabe einer entsprechenden, möglichst vollständigen Diagnostik.

Die im vorigen Kapitel behandelten Hirnfunktionsbereiche können eine Fehlentwicklung– eine fehlende Entwicklung– aufweisen. Man erkennt sie meist daran, dass etwas nicht„normal" ist, ohne im Einzelnen schon zu wissen, um was es sich dabei handelt oder was dahinter steckt. Es kann sein, dass einer von vielen Entwicklungsschritten fehlt oder zu langsam durchlaufen wird. Es kann sein, dass eine bestimmte Leistung zu schwach ausgebildet oder gestört ist, indem sie nicht so sondern anders erbracht wird und zu einem falschen Ergebnis führt. Schließlich kann es sich um Abweichungen handeln, die den Charakter einer Krankheit haben oder die zum Bild einer Krankheit gehören.

Besteht ein Verdacht auf solche Störungen oder gibt es sogar konkrete Hinweise, stellt sich die Frage, wohin, genauer zu welchem Arzt man gehen soll. Oft scheint die Antwort nahe zu liegen. Bei Sehstörungen zum Augenarzt, bei Hörfehlern zum Ohrenarzt, bei Verhaltensstörungen zum Kinder- und Jugendpsychiater bzw. zum Psychologen. Gibt es dann eine Diagnose und ist diese richtig, ist schon einmal ein wichtiger Schritt getan, und man kann beginnen,über Abhilfen nachzudenken. Oft gibt es aber keine Diagnose, das heißt, man verlässt die Arztpraxis„o.B.", also„ohne Befund". Was heißt das?„Nichts gefunden", bedeutet ja noch nicht„Nichts da".

So kann man z.B. gesunde Augen haben, aber man sieht dennoch nicht immer alles gut. Es kann nämlich sein, dass die Verarbeitung der Sehinformationen auf dem Weg zu den Sehzentren im Gehirn nicht ordentlich funktioniert oder zu unzuverlässigen Ergebnissen führt. Oder es kann sein, dass die Stellung des einen oder sogar beider Augen nicht gut genug eingehalten wird. Wir sehen eben nicht mit den Augen, sondern wir sehen mit dem Gehirn. Dasändert nichts daran, dass wir zum Sehen die Augen benötigen.

In jedem Fall möchte man herausfinden, was nicht in Ordnung ist, warum es nicht„normal" ist, und wie man die Ursache beseitigen kann. Aber das wird nicht immer möglich sein.

Inhaltsverzeichnis und Vorworte4
Überblick17
Inhalt17
Aufbau18
1. Teil „Entwicklung”19
2. Teil „Störungen”19
3. Teil „Hilfen”20
4. Teil „Transfer”20
Einblick21
Unbewusste Sinnesverarbeitung22
Lernvorgänge23
Teilleistungen – Teile von Leistungen25
Diagnostische Tests28
Training und Wirksamkeit30
1. Entwicklung33
1.1 Allgemeine Entwicklung von Hirnfunktionen34
1.1.1 Phylogenetische und ontogenetische Entwicklung35
1.1.2 Reifung38
1.1.3 Bewegungsfunktionen39
1.1.4 Sinnesfunktionen42
1.1.5 Sprachentwicklung46
1.1.6 Schriftsprachentwicklung47
1.1.7 Zählen und Rechnen53
1.1.8 Aufmerksamkeit und Konzentration57
1.1.9 Gedächtnis und Arbeitsspeicher61
1.2 Entwicklung der Sinnesverarbeitung62
1.2.1 Sprachfreies Hören64
1.2.2 Dynamisches Sehen76
1.2.3 Blicken85
1.2.4 Fixationsstabilität100
1.2.5 Zählen109
1.2.6 Vorschulalter117
1.3 Fazit119
2. Störungen121
2.1 Die Probleme122
2.2 Legasthenie – Lese-Rechtschreibschwäche (LRS)125
2.2.1 Sprachfreie Hörwahrnehmung bei Legasthenie130
2.2.2 Dynamisches Sehen bei Legasthenie136
2.2.3 Die Blicksteuerung bei Legasthenie139
2.2.4 Blicksteuerung bei Erwachsenen mit Legasthenie143
2.2.5 Fixationsstabilität bei Legasthenie145
2.2.6 Simultanerfassung bei Legasthenie148
2.3 Dyskalkulie – Rechenschwäche151
2.3.1 Sprachfreie Hörwahrnehmung bei Rechenschwäche152
2.3.2 Dynamisches Sehen bei Rechenschwäche154
2.3.3 Blicksteuerung bei Rechenschwäche155
2.3.4 Simultanerfassung bei Rechenschwäche156
2.4 Aufmerksamkeitsdefizit – Hyperaktivität (ADHS)161