: Inge Seiffge-Krenke, Arnold Lohaus
: Stress und Stressbewältigung im Kindes- und Jugendalter
: Hogrefe Verlag GmbH& Co. KG
: 9783840920202
: 1
: CHF 23.90
:
: Angewandte Psychologie
: German
: 295
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF

Erstmals fasst ein Buch wichtige Forschungsarbeiten zu Stresserleben, -symptomatik, -prävention und -bewältigung im Kindes- und Jugendalter zusammen. Vorrangig liegen dieserÜbersichtsarbeit Befunde aus dem deutschsprachigen Raum zu Grunde, zusätzlich wird jedoch auch der internationale Forschungsstand integriert. Die Autoren stellen Theorien und Konzepte zur Stressentstehung vor und geben einenÜberblicküber die Instrumente zur Erfassung vonStress und Coping.

Situationsspezifische Einflüsse und entwicklungsbezogene Veränderungen auf dieStressbewälti ung werden herausgearbeitet und die Rolle schulischer, familiärer und kultureller Faktoren erläutert. Klinische Aspekte von Stress im Kindes- und Jugendalter, wie beispielsweise die Stressbewältigung bei essgestörten oder chronisch körperlich kranken Jugendlichen, stellen einen weiteren Schwerpunkt dar.

Die geeigneten Trainingsprogramme zurPrävention und Bewältigung von Stress im Kindes- und Jugendalter vervollständigen diese Abhandlung und ein Ausblick deutet auf resultierende Herausforderungen für die zukünftige Forschung und Praxisarbeit hin.

Coping bei essgestörten Jugendlichen und jungen Erwachsenen (S. 189)

Fabienne Becker-Stoll
1. Einleitung
Die Copingforschung hat gezeigt, dass die meisten Jugendlichen zur Bewältigung von Belastungen in diesem veränderungsintensiven Entwicklungsabschnitt adaptive, funktionale Bewältigungsstrategien einsetzen (Frydenberg, 1997, Seiffge-Krenke, 1995). Es gelingt ihnen, eine reflektierte Problemanalyse vorzunehmen und soziale Unterstützungsressourcen zu aktivieren, etwa in der Suche nach Gesprächen und emotionaler Unterstützung bei Freunden oder anderen Vertrauenspersonen.

Etwa 20% der Jugendlichen zeigen jedoch dysfunktionale Copingstrategien, wie Problemvermeidung, Verleugnung und fatalistischen Rückzug (Seiffge-Krenke, 1993, 1998). Die maladaptive Bewältigung der Anforderungen dieses Entwicklungsabschnittes steht in engem Zusammenhang mit vielfältigen psychischen Beeinträchtigungen, vor allem depressiven Symptomen.

Diese Zusammenhänge konnten inzwischen auch längsschnittlich nachgewiesen werden, wobei sich zeigte, dass vermeidendes Coping mit einer schlechten Anpassung nach einem (Herman-Stahl, Stemmler&, Petersen, 1995) bzw. nach bis zu vier Jahren (Seiffge-Krenke, 1999) in Zusammenhang stand.

2. Essstörungen: Diagnose, Epidemiologie undÄtiologie
Im medizinischen Sinn sind Essstörungen psychische Krankheiten. Es werden im Wesentlichen die beiden Formen Magersucht (Anorexia nervosa) und Ess-Brech- Sucht (Bulimia nervosa) unterschieden. Betroffen sind vor allem Mädchen und junge Frauen zwischen 12 und 25 Jahren, selten auch Jungen, das Verhältnis liegt etwa zwischen 1:10 und 1:20 (Brunner&, Resch, 2004, DSM-IV, Saß, Wittchen, Zaudig&, Houben, 1998, ICD-10, Dilling, Mombour&, Schmidt, 1993, Köhle, Subic-Wrana, Albus&, Simons, 2003, von Wietersheim, 2003).

In der Literatur wird die Häufigkeit der Magersucht auf 0.5 bis 3% der Frauen in dieser Altersgruppe, die der Bulimie auf 2 bis 8% geschätzt (Cuntz&, Hillert, 2000, Habermas, 1997, Isenschmid-Gerster, 1999, Saß et al., 1998). Die Symptome der Essstörungen sind in der klinischen Diagnostik (vgl. Saß et al., 1998, S. 617-624, Dilling et al., 1993, S. 199-205) exakt beschrieben und werden daher im Folgenden nur kurz dargestellt.

Augenfälligstes Attribut der Anorexie ist die Ablehnung der Betroffenen, ein für Alter und Größe angemessenes Gewicht aufrechtzuerhalten. Dieser Gewichtsverlust wird gewöhnlich mit Hilfe einer Reduktion der Nahrung erreicht. Als unangemessenes Verhalten zur Gewichtsreduktion wird neben Fasten auchübermäßige sportliche Betätigung gewertet.

Vor einer Gewichtszunahme bestehen ausgeprägteÄngste, die auch durch das Untergewicht nicht gemildert werden. Bei an Anorexie erkrankten Personen ist die Wahrnehmung der eigenen Figur und des eigenen Körpers beeinträchtigt, das Selbstwertgefühl und die Selbstbewertung sind in extremer Weise vom Körpergewicht abhängig. Bei postmenarchalen Frauen besteht eine Amenorrhoe, die als Indikator für endokrinologische und physiologische Störungen gilt.

Bei der Bulimie (Bulimia nervosa) stehen Heißhungerattacken und die kompensatorischen Maßnahmen, wie herbeigeführtes Erbrechen und Missbrauch von Laxativen im Vordergrund, die oft mehrfach täglichüber Jahre bestehen. Eine Diagnose wird dann gestellt, wenn die Frequenz der Heißhungerattacken und kompensatorischen Maßnahmen mindestens zweimal pro Wocheüber drei Monate auftritt. Heißhungerattacken und herbeigeführtes Erbrechen gehen oft mit einem Verlust des Kontrollgefühlsüber das eigene Verhalten einher.

Inhalt6
Einleitung10
Konzepte zur Stressentstehung- und Stressbewältigung im Kindes- und Jugendalter12
1. Einführung12
2. Stressorformen12
3. Stressreaktionen15
4. Stressbewältigung16
5. Theoretische Konzeptionen zur Stressentstehung20
Literatur25
Instrumente zur Erfassung von Stress und Coping30
Instrumente zur Erfassung von Stress und Coping im Kindesalter32
1. Einführung32
2. Ebenenübergreifende Erhebungsinstrumente32
3. Ebenenzentrierende Erhebungsinstrumente35
4. Erhebungsinstrumente für spezifische Stressproblematiken42
5. Ausblick44
Literatur45
Instrumente zur Erfassung von Stress und Coping im Jugendalter48
1. Einleitung48
2. Die enge Verzahnung von Stress und Bewältigung48
3. Verfahren zur Erfassung von Stress49
4. Verfahren zur Erfassung von Stressbewältigung53
5. Interviewverfahren und Verhaltensbeobachtung zur Erfassung von Stress und Coping59
6. Stichprobenspezifische Verfahren61
7. Abschließende Bemerkungen62
Literatur63
Situationsspezifität von Bewältigungsstilen68
Zur Situationsabhängigkeit von Bewältigung70
1. Einleitung70
2. Unterschiedliche Bewältigungsstile und der Einfluss der Stresssituation70
3. Der Einfluss der Stresssituation: Befunde an deutschen Jugendlichen72
4. Situationsabhängige Copingstile: Ein Vergleich an Jugendlichen aus 18 Ländern75
5. Überlegungen zur Prävention und Intervention78
Literatur79
Zum Einfluss von Emotion und Situation beim Bewältigungsverhalten im Kindes- und Jugendalter82
1. Stress, Emotion und Bewältigung82
2. Übertragung auf das Kindes- und Jugendalter85
3. Emotionsspezifisches Bewältigungsverhalten88
4. Emotionserleben, Bewältigung und Wohlbefinden91
Literatur93
Entwicklungspsychologische Aspekte96
Unterschiede zwischen quer- und längsschnittlichen Erhebungsmethoden98
1. Einführung98
2. Vorangegangene Forschungsarbeiten100
3. Eigene Forschungsarbeiten103
4. Resümee und Konsequenzen109
Literatur110
Veränderungen in der Stresswahrnehmung und Stressbewältigung im Jugendalter112
1. Einführung112
2. Stress und Coping: Kontinuität und Wandel im Jugendalter112
3. Entwicklungsverläufe von Stress und Coping in einer Längsschnittstudie115
4. Abschließende Bemerkungen: Zum Zusammenhang von Kompetenzgewinn und Stressreduktion123
Literatur124
Stressbezogene Risiko- und Schutzfaktoren127
1. Einführung127
2. Resilienz128
3. Zusammenwirken von Risiko- und Schutzfaktoren – Resilienzmodelle133
4. Empirische Studien138
5. Zusammenfassung141
Literatur142
Stress und Coping: Der familiäre und schulische Kontext146
Eltern als Modelle für Stressbewältigung148
1. Einleitung148
2. Eltern und Jugendliche: Theoretische Konzeptionen und Forschungsschwerpunkte148
3. Die Familie als Kontext für Stresswahrnehmung und - bewältigung150
4. Familientypen und Bewältigungsverhalten151
5. Distinktive Funktionen von Vätern und Müttern153
6. Sind Eltern Copingmodelle für ihre Kinder?154
7. Abschließende Bemerkungen159
Literatur160
Bewältigung von familiären und schulischen Problemen162
1. Einleitung162
2. Familiäre Stressoren: Ursache und Motor von Veränderungen in den Beziehungen zwischen Jugendlichen und ihren Eltern162
3. Schulbezogene Stressoren: Leistungsdruck, Rivalitäten und Aggression unter Schülern164
4. Schulstress und familiärer Stress aus der Sicht von klinisch auffälligen und unauffälligen Jugendlichen166
5. Bewältigung familiärer und schulspezifischer Stressoren im Kulturvergleich: Die Sicht der deutschen Jugendlichen168
6. Schlussfolgerungen für die Praxis172
Literatur173
Klinische Aspekte von Stress und Stressbewältigung176
Stresssymptomatik178