: Franz Petermann, Michael Eid
: Handbuch der Psychologischen Diagnostik (Reihe: Handbuch der Psychologie Bd. 4)
: Hogrefe Verlag Göttingen
: 9783840919114
: 1
: CHF 47.20
:
: Grundlagen
: German
: 806
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF

"H ute bietet die Psychologische Diagnostik ein großes Spektrum von Erhebungsverfahren an, die Vorgehensweisen der Befragung und Beobachtung genauso umfassen wie den Einsatz psychometrischer Tests und physiologischer Methoden. Alle Methoden tragen dazu bei, diagnostische Entscheidungen zu verbessern, Interventionen gezielter zu planen und in allen Phasen der Informationserhebung die Qualitätskontrolle zu optimieren.

Die Inhalte und Verfahren der Psychologischen Diagnostik werden immer stärker nachgefragt. Das vorliegende Handbuch greift diese Entwicklung auf und bietet einen aktuellenÜberblickü er die Grundlagen und vielfältigen Anwendungsgebiete dieser zentralen Disziplin der Psychologie. Moderne Erfassungsmethoden wie bildgebende Verfahren werden ebenso behandelt wie neue Entwicklungen in der Psychometrie. Die Anwendungsgebiete reichen von der Klinischen Diagnostiküber die Pädagogische Diagnostik bis hin zur Diagnostik in der Betriebs- und Organisationspsychologie. Durch die kompakte Aufbereitung der Inhalte gibt der Band Experten, Praktikern und Studierenden eine optimale Orientierung."

Regeln der Datenintegration - Methods of Data Integration (S. 383-384)

Manfred Schmitt& Tobias Gschwendner

Wenn Menschen im alltäglichen Leben wichtige Entscheidungen treffen, etwa eine Familie zu gründen oder den Beruf zu wechseln, berücksichtigen sie eine Vielzahl von Informationen undÜberlegungen. Diese müssen gewichtet und integriert werden, damit klar wird, für welche der erwogenen Alternative insgesamt am meisten spricht. Entscheidungstheorien beschreiben die kognitiven und motivationalen Elemente solcher Prozesse mit dem Anspruch wissenschaftlicher Exaktheit. Rational Choice-Theorien nehmen beispielsweise an, dass Menschen für jede Alternative die Wahrscheinlichkeiten all ihrer Konsequenzen mit den Werten multiplizieren, die diese Konsequenzen haben, die so gebildeten Produkte aufsummieren und sich für die Alternative mit der höchsten Produktsumme entscheiden (Dawes& Corrigan, 1974). Ob wir tatsächlich in jedem Fall so vorgehen, kann im Moment dahingestellt bleiben. Wesentlich ist zunächst nur, dass Menschen Informationen integrieren müssen, wenn sie ein vernünftiges Urteil fällen und sich begründet entscheiden wollen.

Parallelen zwischen alltäglichen Entscheidungen und professioneller Diagnostik Professionelle Diagnostiker sind mit der gleichen Situation konfrontiert wie Laien im Alltag. Auch sie müssen eine Vielzahl von Informationen undÜberlegungen zu einem Urteil oder einer Entscheidung verdichten:

• Welche Ursache haben die schlechten Schulleistungen (Schulpsychologe)?
• Ist die Zeugenaussage glaubhaft (Rechtspsychologe)?
• Wird die Klientin die Konfrontationstherapie abbrechen (Klinische Psychologin)?
• Ist der Körperbehinderte fähig, ein Kraftfahrzeug sicher zu führen (Verkehrspsychologin)?
• Wird der Straftäter rückfällig werden (Psychologe im Strafvollzug)?
• Ist die Bewerberin für die ausgeschriebene Stelle geeignet (Personalpsychologin)

Die Klärung solcher Fragen erfolgt in der Regel auf der Basis einer Menge von Daten. Beispielsweise wird die Personalpsychologin ihr Urteil auf Zeugnisse, die Berufserfahrung der Bewerberin, Testergebnisse und ihre Eindrücke aus einem Vorstellungsgespräch stützen (→ Berufseignungsdiagnostik). Die Regeln, die sie bei der Auswahl und Zusammenfassung solcher Informationen beachten sollte, sind Gegenstand dieses Kapitels. Dessen Struktur ergibt sich aus sechs prinzipiellen

Fragen:

1. Nach welchen Gesichtspunkten sollten diagnostische Daten erhoben werden?
2. Nach welchen Regeln sollte aus einer Fülle von Daten eine begrenzte Auswahl getroffen werden?
3. Nach welchen Regeln sollten Daten verknüpft werden?
4. Wann ist es sinnvoll, diagnostische Information gleichzeitig zu berücksichtigen, wann sollten sie sequenziell in die Urteilsbildung einfließen?
5. Wie sollten die diagnostischen Einzeldaten gewichtet werden?
6. Welche Typen richtiger und falscher Diagnosen gibt es und wie lassen sich derenWahrscheinlichkeiten bewerten und beeinflussen?

1 Auswahl diagnostischer Informationen

Diagnostische Daten müssen geeignet sein, die diagnostische Fragestellung bestmöglich zu klären. Außerdem sollten die Daten möglichst sparsam zu gewinnen sein. Während sich die Sparsamkeit der Datengewinnung relativ leicht bemessen lässt, etwa in der Anzahl von Stunden, die ein Diagnostiker aufwenden muss, ist die Beurteilung der Eignung diagnostischer Information schwieriger. Prinzipiell gibt es zwei Strategien, die sich idealer Weise ergänzen sollten. Erstens sollte sich die Information theoretisch begründen lassen. Zweitens sollte ihr diagnostischer Wert empirisch belegt sein.

Inhalt6
Vorwort12
I Grundlagen und Rahmenbedingungen der Psychologischen Diagnostik14
Aufgaben, Zielsetzungen und Strategien der Psychologischen Diagnostik16
Historische, gesellschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen27
Wissenschaftstheoretische und erkenntnistheoretische Grundlagen36
Messtheoretische Grundlagen der Psychologischen Diagnostik47
Entwicklungspsychologische Grundlagen der Psy