: Eva Bamberg, Jana Schmidt, Kathrin Hänel
: Beratung - Counseling - Consulting. Reihe: Innovatives Management
: Hogrefe Verlag Göttingen
: 9783840919275
: 1
: CHF 32.00
:
: Management
: German
: 385
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
< >Die Beratung von und in Organisationen ist ein Tätigkeitsfeld, dem eine hohe Bedeutung zukommt, das aber auch außerordentlich intransparent ist. Aufgaben, Anforderungen und Qualifizierungswege sind diffus und unklar. Der vorliegende Band widmet sich Fragestellungen, die im Kontext von Organisationsberatung bislang kaum bearbeitet wurden. Ausgangspunkt ist eine Erörterung der Anforderungen, die sich an Beratung und an die Berater stellen.

Dabei werden die Erwartungen der Kunden ebenfalls thematisiert. In einem weiteren Schritt wird erörtert, wie die Beratungstätigkeit erlernt werden kann. Es erfolgt eine Darstellung von Lernwegen und Lernbiografien von Beratern. In mehreren Kapiteln werden Methoden und Konzepte zur Unterstützung von Lernprozessen bei der Beratungstätigkeit vorgestellt.

Anforderungsorientierte Beratung (S. 29-30)

Eva Bamberg

1 Einleitung

Organisationsberatung hat in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung gewonnen. Auch der Umfang der einschlägigen Literatur wuchs beträchtlich. Die Inhalte der Veröffentlichungenüber Beratung sind aber insofern relativ homogen, als empirische Publikationen eine Minderheit bilden. Die wenigen empirischen Veröffentlichungen berichten meistüber Befragungen von Beratern1 mithilfe von Interviews oder Fragebogen. Dagegen sind Beratungsprozess und Evaluierung von Beratung kaum Gegenstand von Untersuchungen.Überblicksartikel zum Vergleich verschiedener Beratungskonzepte und Darstellungen spezifischer Beratungsansätzeüberwiegen. Beratung nach dem Konzept der Organisationsentwicklung und nach dem systemischen Ansatz wird in der psychologischen und soziologischen Literatur besonders häufig behandelt.

Bei einer Sichtung der Publikationen zu Organisationsberatung fällt ein wiederkehrendes Schema auf:Verschiedene Beratungsansätzewerden dargestellt, das Scheitern eines oder mehrerer dieser Ansätze (z. B. der Expertenberatung) wird konstatiert. Dies erfolgt durch einen Verweis auf Grundannahmen oder Menschenbilder, die mit dem Beratungskonzept nicht vereinbar seien und/ oder es wird mit Praxisbeispielen argumentiert, die das Misslingen der Beratung drastisch veranschaulichen. Daraus wird die Notwendigkeit abgeleitet, einen anderen Ansatz (nämlich den der Autoren) zu verfolgen. Die Autoren grenzen diesen anderen Ansatz von dem kritisierten ab und verweisen auf seineÜberlegenheit: Er spiegle die Realität besser wider, werde aktuell diskutierten Normen und Werten (Beteiligung, Selbstorganisation, Selbstreflexion…) besser gerecht, altbekannte Probleme, die in der Beratungspraxis auftreten, würden durch ihn vermieden, wenn nicht gar behoben.

In etwa nach diesem Muster wurden in den letzten Jahren diverse Ansätze zu Beratung diskutiert, wobei vor allem die Differenzen zwischen den Konzepten betont wurden. Die Diskussionen erinnern an einen Streit zwischen Schulen, der auf einer sehr grundsätzlichen Ebene geführt wird und der Besonderheiten des jeweiligen Beratungsgegenstandes und der spezifischen Handlungsbedingungen kaum berücksichtigt.

Im vorliegenden Kapitel sollen einige verbreitete Beratungskonzepte diskutiert werden. Von Interesse ist, ob in der Praxis der Beratungstätigkeit die Trennung der verschiedenen Konzepte aufrechterhalten wird. Eine Verbindung unterschiedlicher Beratungsansätze in der praktischen Arbeit könnte ein Hinweis dafür sein, dass der Integration der Konzepte mehr Aufmerksamkeit zu schenken ist, als dies in der Vergangenheit der Fall war. Bei einem solch integrierten Ansatz der Beratung sind die Anforderungen, die sich aus Auftrag und Rahmenbedingungen ergeben, einzubeziehen.

2 Merkmale von Organisationsberatung

Mit Beratung wird das Anliegen verfolgt, die Handlungsgrundlagen des Ratsuchenden zu verbessern. So sollen z. B. durch zusätzliche Informationen oder durch Perspektivwechsel Entscheidungen erleichtert oder Planungsgrundlagen geschaffen werden. Beratung ist somit ein zielgerichteter Prozess– auch wenn das Ziel zunächst unklar ist. Beratung wird häufig als Problemlöseprozess beschrieben, bei dem der Berater den Ratsuchenden im Sinne von Hilfe zur Selbsthilfe unterstützt. Dabei liegt ein breites Verständnis des Problems zu Grunde: Ein Problem wird definiert durch einen Anfangszustand (gegeben etwa durch unvollständige Information oder unbefriedigende Zustandslage), einen Zielzustand (z.B. erhoffte Information, erhoffter Zustand) sowie eine Menge von Operatoren, um vom Ausgangs- in den Zielzustand zu gelangen (Zimbardo& Gerrig, 2004). Bei Beratung können die Definitionen des Anfangszustandes und des Zielzustandes vage, diffus oder widersprüchlich sein. In diesen Fällen könnte das Ziel von Beratung sein, eine differenzierte Vorstellung von Ausgangs- und/oder Zielzustand zu erarbeiten.

Inhaltsverzeichnis6
Grußwort14
Vorwort16
Anforderungen und Lernprozesse bei der Unternehmensberatung - ein Projekt stellt sich vor18
1 Organisationsberatung im Dilemma18
2 alubia – ein Projekt stellt sich vor20
3 Zum Inhalt des Buches24
Literatur25
Teil I: Anforderungen und Lernen in der Beratung28
Anforderungsorientierte Beratung30
1 Einleitung30
2 Merkmale von Organisationsberatung31
3 Ansätze und Konzepte zu (Organisations-) Beratung34
4 Die Interaktion zwischen Beraterin und Klient34
5 Organisationsberatung39
6 Theorien, Menschenbilder und Schulen46
6.1 Anforderungen an Theorien46
6.2 Menschenbilder48
6.3 Schulen49
7 Viel Lärm um nichts?50
7.1 Beratung aus Sicht der Akteure50
7.2 Vereinbarkeit der Konzepte52
8 Resümee: Anforderungsorientierte Beratung54
8.1 Der Beratungsgegenstand55
8.2 Der Klient56
8.3 Die Beraterin57
Literatur58
„Der Kunde ist König! Oder?“ – Anforderungen an Beratung aus Sicht von Kunden62
1 Einleitung62
2 Von der Berater- zur Beratungsforschung63
3 Die Sicht der Kunden65
3.1 Funktionen von Beratung aus der Perspektive der Kunden66
3.2 Anforderungen der Kunden an (Prozess-)Merkmale von Beratung68
3.3 Anforderungen der Kunden an Beraterinnen und Berater71
4 Implizite und explizite Erwartungen74
5 Anforderungen der Kunden - eine Grauzone?76
Literatur79
Lernprozesse von Organisationsberatern – oder „Alles nur Erfahrung …?“82
1 Fragestellung der empirischen Studie83
2 Interviewstudie 183
2.1 Zentrale Lernthemen84
2.2 Lernwege89
3 Zweite Untersuchungsphase: Schriftliche Nachbefragung89
9389