: Kirstin von Sydow, Stefan Beher, Rüdiger Retzlaff
: Die Wirksamkeit der Systemischen Therapie/Familientherapie
: Hogrefe Verlag Göttingen
: 9783840920370
: 1
: CHF 21.20
:
: Angewandte Psychologie
: German
: 183
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF

"Da Buch gibt einen kurzenÜberblicküber die theoretischen Grundlagen und die Praxis der Systemischen Therapie/Familientherapie und stellt anschließend differenziert den aktuellen Stand der systemischen/familientherapeu ischen Psychotherapieforschung dar. Insbesondere werden die derzeit vorliegenden kontrollierten randomisierten Outcome-Studien sowie Studien zum Psychotherapieprozess referiert.

Darüber hinaus wird auch auf die Versorgungsrelevanz dieses Ansatzes eingegangen. Es wird deutlich, dass die Wirksamkeit von Systemischer Therapie/Familientherapie für eine Reihe von Störungsbildern sowohl im Kindes- und Jugendalter als auch bei Erwachsenen gut belegt ist. Aufgezeigt werden zudem die besonderen Vorteile des systemischen/familientherapeu ischen Ansatzes, nämlich die meist geringeren»Drop-out&laq o;-Raten, die hohe»Kundenzufriedenhei « der Patienten und Angehörigen mit der Therapie sowie die günstige Kosten-Nutzen-Relation. Der Band liefert damit einen aktuellen und umfassendenÜberblick zur systemischen/familientherapeu ischen Psychotherapieforschung."

2 Definition und Kurzbeschreibung des Verfahrens (S. 15-16)

„Familientherapie (ist) ein psychotherapeutischer Ansatz mit dem Ziel, Interaktionen zwischen einem Paar, in einer Kernfamilie, in einer erweiterten Familie oder zwischen einer Familie und anderen interpersonellen Systemen zu verändern und dadurch Probleme einzelner Familienmitglieder, Probleme von Familiensubsystemen oder der Gesamtfamilie zu lindern“ (Wynne, 1988, S. 251, zit. n. Scheib& Wirsching, 2004, S. 3). Ausgehend vom persönlichen Leiden und dem Veränderungsbedarf beim Individuum nutzt die Systemische Therapie/Familientherapie bedeutsame Beziehungen des Individuums zum Verstehen des Krankheitsgeschehens und als Ressourcen zur Veränderung. Durch die Induktion von Veränderungen im Beziehungsgefüge des Individuums wird die Heilung oder Linderung individueller Pathologie angestrebt. Systemische Therapie/Familientherapie ist– mit anderen Worten– ein psychotherapeutisches Verfahren, dessen Fokus auf dem sozialen Kontext psychischer Störungen liegt und das zusätzlich zu einem oder mehreren Patienten („Indexpatienten“) weitere Mitglieder des für den/die Patienten bedeutsamen sozialen Systems einbezieht und/oder fokussiert ist auf die Interaktionen zwischen Familienmitgliedern und deren sozialer Umwelt (vgl. Pinsof& Wynne, 1995, S. 586). Psychische Störungen werden zirkulär verstanden und behandelt.„Zirkulär“ bedeutet: Statt einseitiger Ursache- Wirkungsbetrachtungen von Krankheitsprozessen (z. B.„eine bestimmte Familiendynamik erzeugt ein bestimmtes klinisches Symptom“ vs.„ein bestimmtes klinisches Symptom erzeugt eine bestimmte Familiendynamik) oder von Beziehungsprozessen (z. B.„dieüberprotektiven Eltern erschweren die Ablösung ihres Kindes“ vs.„das unselbstständige Kind erschwert es den Eltern, es loszulassen“) werden konsequent die Wechselbeziehungen (in Verhalten und Wahrnehmung) zwischen zwei und mehr Menschen, ihren Symptomen sowie ihrer weiteren Umwelt zum Gegenstand des Verstehens und der Veränderung gemacht. Es interessieren also gleichermaßen die Auswirkungen der Interaktionen innerhalb (und außerhalb) der Familie auf die Symptome eines Familienmitgliedes als auch umgekehrt die Auswirkungen von Symptomen auf (andere) Familienmitglieder und deren Interaktionen.

Orientiert am internationalen Forschungsstand (Shadish et al., 1997; Nichols& Schwartz, 2004; Wirsching, 2002) verwenden wir den Begriff„systemisch“ nicht zur Kennzeichnung einer einzelnen Orientierung (etwa im Sinne der Mailänder oder Heidelberger Schule), sondern gehen von einem breiten Verständnis von„Systemischer Therapie/Familientherapie“ aus. ST/Ft basiert auf modernen Systemtheorien, die auch in anderen Wissenschaftsbereichen bedeutsam sind. Sie ermöglichen das Verständnis der Funktionsweisen komplexer dynamischer Systeme, im konkreten Fall komplexer bio-psycho-sozialer Systeme. Auf dieser Grundlage wurden Interventionen für die Veränderung biopsycho- sozialer Verhaltensmuster entwickelt mit dem Ziel, Leid zu lindern bzw. zu beseitigen. Dieser Ansatz hat eine neue Sichtweise auf psychische Erkrankungen und die Möglichkeit ihrer Behandlung eröffnet.

Die Familie ist dabei ein wesentlicher, aber nicht der alleinige und auch nicht immer der wichtigste soziale Kontext psychischer Störungen. Orientiert an einem offenen Familienkonzept (Schneewind, 1999) beschränkt sich die therapeutische Arbeit nicht allein auf biologisch oder juristisch definierte Familien und Paare, sondern schließt neben Partnern/Eltern, Kindern und zuweilen Großeltern auch andere für die Problemlösung wichtige Bezugspersonen sowie das weitere professionelle Helfersystem (Ärzte, Lehrer, Sozialarbeiter u. a.) in die Behandlung ein. Sie werden entweder direkt„in vivo“ und/oder indirekt durch spezielle Fragetechniken zu ihrem Verhalten, mutmaßlichem Erleben und ihren Intentionen systematisch in die Therapie einbezogen. Paartherapie (PT) mit hetero- oder homosexuellen Paaren wird als eine Variante von Familientherapie verstanden.

<
Vorwort6
Inhaltsverzeichnis8
Einleitung12
Danksagung14
1 Name des Verfahrens: „ Systemische Therapie/Familientherapie“15
2 Definition und Kurzbeschreibung des Verfahrens16
Einzelverfahren oder Gruppe von Verfahren?18
3 Detaillierte Beschreibung des Verfahrens19
3.1 Geschichtliche Entwicklung19
3.2 Menschenbild und therapeutische Grundhaltungen20
3.3 Gestaltung von Therapiekontext und -prozess22
3.4 Interventionsmethoden23
3.4.1 Strukturelle und strategische Methoden23
3.4.2 Symbolisch-metaphorische Methoden24
3.4.3 Zirkuläre Methoden25
3.4.4 Lösungsorientierte Methoden25
3.4.5 Narrative und dialogische Methoden26
4 Indikationsbereich des Verfahrens27
4.1 Störungsbezogene Indikationen27
4.2 Andere Indikationskriterien27
4.3 Kontraindikationen29
5 Stand der Theorieentwicklung31
5.1 Theoretische Basiskonzepte31
5.1.1 Die Systemtheorie31
5.1.2 Kommunikation in sozialen Systemen35
5.1.3 Erkenntnistheoretische Grundlagen: Konstruktivismus und sozialer Konstruktionismus36
5.1.4 Die Sprache der Systemischen Therapie: Erzählungen, Lösungen und Ressourcen37
5.1.5 Die Perspektive der Systemischen Familienmedizin38
5.1.6 Die Bindungstheorie40
5.2 Empirische Fundierung der Systemischen Therapie/ Familientherapie41
5.3 Ätiologische Konzepte und Modelle45
5.4 Unterschiede und Gemeinsamkeiten von systemischer, psychodynamischer und verhaltenstherapeutischer Familientherapie49
6 Diagnostik52
7 Wirkungsforschung: Kontrollierte randomisierte/ parallelisierte Outcomestudien56
7.1 Das Auffinden der Primärstudien56
7.1.1 Datenbankrecherchen56
7.1.2 Metaanalysen und Cochrane Reviews56
7.1.3 Übersichtsartikel57
7.2 Die Selektion der Primärstudien58
7.2.1 Forschungsmethodische Selektionskriterien58
7.2.2 Interventionsbezogene Selektionskriterien59
7.3 Berücksichtigte spezifisch systemische Therapieansätze59
7.3.1 Attachment-Based Family Therapy (ABFT Diamond et al.)
7.3.2 Behavioral Family Systems Therapy (BFST Robin et al.)
7.3.3 Brief Strategic Family Therapy (BSFT Szapocznik et al.)
7.3.4 Functional Family Therapy (FFT Alexander et al.)
7.3.5 Lösungsorientierte Kurztherapie (de Shazer et al.)65
7.3.6 Das Mailänder Modell (Selvini Palazzoli et al.)66
7.3.7 Maudsley Approach Family Therapy (Dare, Eisler et al.)67
7.3.8 Multidimensional Family Therapy (MDFT Liddle et al.)
7.3.9 Multisystemic Therapy (MST Henggeler et al.)
7.3.10 Strukturelle und strategische Familientherapie (Minuchin, Haley)69
7.3.11 Systemic Behavioural Family Therapy (SBFT)70
7.3.12 Systemische Paartherapie bei Depressionen ( London Depression Intervention Trial)70