: Oliver Razum, Hajo Zeeb, Ulrich Laaser
: Globalisierung Gerechtigkeit - Gesundheit. Einführung in International Public Health
: Hogrefe AG
: 9783456943541
: 1
: CHF 31.60
:
: Gesellschaft
: German
: 352
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF

In Zeiten der Globalisierung müssen sowohl Gesundheitsprobleme als auch gesundheitsbezogene Strategien international betrachtet werden.

Die Auswirkungen der Globalisierung auf die wirtschaftliche, politische und soziale Situation der Menschen werden breit diskutiert. Zu den gesundheitlichen Folgen der Globalisierung gibt es dagegen kaum Publikationen. Dabei birgt sie große Risiken, aber auch Chancen für die Gesundheit und die gesundheitliche Versorgung. Betroffen sind alle Menschen, sowohl in denärmeren Ländern des Südens als auch in den reichen Industrienationen wie z.B. Deutschland. Eine internationale Perspektive wird daher immer wichtiger. Ausgehend von Fragen der Verteilungsgerechtigkeit und anderer«klassischer&raq o; Herausforderungen an Public Health behandelt dieser Band auch eine Vielzahl von«emerging themes» wie:

Identifizierung prioritärer Gesundheitsprobleme
Ausbreitung neuer Infektionskrankheiten
sexuelle Ausbeutung von Frauen und Kindern
weltweite Katastrophen und Terrorismus.

Erfahrene Gesundheitswissenschaftler und Praktiker aus internationalen Organisationen beschreiben aber nicht nur Probleme, sondern auch Chancen und neue Lösungswege. Kernpunkt hierbei ist die Kommunikation und nachhaltige Zusammenarbeitüber nationale und kulturelle Grenzen hinweg. 

2.3 Gesundheitsfinanzierung: Risikomischung und soziale Gerechtigkeit (S. 135)

Jens Holst
2.3.1 Einleitung

Kaum ein Thema beherrscht die gesellschaftspolitische Diskussion in gleichem Maße wie die Zukunft der sozialen Sicherungssysteme. In den reichen Industrieländern dreht sich die Debatte um die Krise des Sozialstaates, der in seiner bisherigen Form nicht mehr finanzierbar sei und einer dringenden„Modernisierung" bedürfe. In den armen Staaten setzt die international vereinbarte„Bekämpfung der Armut" vor allem bei Wirtschaftsförderung und der Verbesserung einzelner Indikatoren an, während die Absicherung der Menschen gegen gesellschaftliche und insbesondere gesundheitliche Risiken oft nur eine untergeordnete Rolle spielt. Mehr„Effizienz" fordern in erster LinieÖkonomen ein, und im Zuge des globalisierten Einheitsdenkens bieten sie zumeist marktwirtschaftliche Rezepte als Allheilmittel.

Das weltweit zu beobachtende Primat desÖkonomischenüber das Politische degradiert die Sozialpolitik vielerorts zu einer Variablen von Staatshaushalt undüberwiegend privaten Wirtschaftsinteressen. Auch dieses Phänomen ist in den Industriestaaten ebenso zu beobachten wie in den Entwicklungsländern. Trotz großer Unterschiede von Wirtschaftskraft und gesellschaftlichen Bedingungen weisen dabei die Herausforderungen, Diskussionen und Lösungsansätze erstaunlicheÄhnlichkeiten auf.Übereinstimmendes Kriterium heutiger Gesundheitsreformen scheint die Einführung und Umsetzung marktwirtschaftlicher Mechanismen zu sein.

Die„effiziente" Allokation sich zunehmend verknappender Ressourcen und die Steuerung von Angebot und Nachfrage auf dem Gesundheitsmarkt bestimmten vor allem in den 80er und 90er Jahren des letzten Jahrhunderts die Gesundheitspolitik der meisten Länder. Entscheidenden Einfluss hatten die marktorientierten Strukturanpassungsvorgaben von Weltbank, Internationalem Währungsfonds und anderen Geldgebern. Mittlerweile haben allerdings etliche Staaten innovative Finanzierungsansätze und Reformvorhaben umgesetzt, die sozialer Gerechtigkeit und umfassender Absicherung der Bevölkerungsgruppen Vorrang gegenüber bloßer Wirtschaftlichkeit einräumen. Nachdem demografische, epidemiologische, gesundheitswissenschaftliche und insbesondere ethisch-moralische Fragen jahrelang zweitrangig waren, lassen die heutigen Reformansätze durchaus eine unterschiedliche Gewichtung dieser fundamentalen, aber leichtfertig als„unmodern" bezeichneten Kriterien jeder Sozial- und Gesundheitspolitik erkennen.

Im Zusammenhang mit der vermehrten Orientierung der internationalen Zusammenarbeit auf eine Verringerung der weltweiten Armut setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass der Aufbau sozialer Sicherungssysteme und insbesondere eine gerechte und universelle Gesundheitsfinanzierung Wachstum und Entwicklung der Länder stärker fördern als simple finanzpolitische Ansätze.

Inhalt6
Globalisierung – Gerechtigkeit – Gesundheit (Ilona Kickbusch)10
Referenzen11
Vorwort der Herausgeber (Oliver Razum, Hajo Zeeb und Ulrich Laaser)12
Referenzen13
Warum eine international vergleichende Einführung in Public Health? (Oliver Razum, Hajo Zeeb und Ulrich Laaser)14
Referenz15
Teil 1: Gesundheitliche Ungleichheit: politisch-historische Dimension und mittelbare Ursachen16
Teil 1: Gesundheitliche Ungleichheit: politisch-historische Dimension und mittelbare Ursachen (Oliver Razum)18
1.1 Von Rudolf Virchow zu den Millenniums-Entwicklungszielen 2000 (Hans Jochen Diesfeld)20
1.1.1 Virchow und der Ursprung von Public Health20
1.1.2 Gründung der WHO im Jahr 194822
1.1.3 Das Konzept Primary Health Care (PHC), 197822
1.1.4 Die acht „Millennium-Ziele“ (MDG), 200025
1.1.5 Schlussfolgerungen26
Referenzen27
1.2 Globale Krankheitslast: Daten, Trends und Methoden (Annette Prüss-Üstün, Claudia Stein und Hajo Zeeb)28
1.2.1 Einleitung28
1.2.2 Quantifizierung von Krankheit und Behinderung29
1.2.3 Globale Krankheitslast31
1.2.4 Die wichtigsten Gesundheitsrisiken36
1.2.5 Kindersterblichkeit37
1.2.6 Ausblick42
Referenzen42
Schlaglicht 1: Mortalitätskrise in Osteuropa (Ulrich Ronellenfitsch)44
Referenzen46
1.3 Gesundheit in globalisierter Entwicklung (Detlef Schwefel)48
1.3.1 Globalisierung und Gesundheit48
1.3.2 Armut und Gesundheit in neuer Architektur49
1.3.3 Zunehmender globaler Konsensus50
1.3.4 Macht- und Sprachlosigkeit des Gesundheitssektors50
1.3.5 Gesundheit fordert und fördert Strukturpolitik52
1.3.6 Gesundheit fordert und fördert Armutsbekämpfung55
1.3.7 Gesundheit fördert und fordert Wirtschaftspolitik56
1.3.8 Gesundheit im gesellschaftlichen Zusammenhang60
1.3.9 Folgerungen und Forderungen61
Referenzen64
1.4 Gerechtigkeit und Gesundheit (Detlef Schwefel)66
1.4.1 Gesundheit und Gerechtigkeit: konnotative Bedeutung ihrer Beziehung66
1.4.2 Gesundheit und Gerechtigkeit: semantische Bedeutung ihrer Beziehung67
1.4.3 Gesundheit und Gerechtigkeit: pragmatische Bedeutung ihrer Beziehung68
1.4.4 Interventionen zugunsten gesundheitlicher Gerechtigkeit75
1.4.5 Public Health und Gerechtigkeit78
Referenzen78
1.5 Weltweite Bevölkerungsentwicklung (Ralf E. Ulrich)80
1.5.1 Das Wachstum der Weltbevölkerung80
1.5.2 Nationale Dimension81
1.5.3 Die demografische Transition83
1.5.4 Rückgang der Mortalität84
1.5.5 Rückgang der Fert