Ich-Zustände und Transaktionen
Man erleichtert sich nicht nur das Coaching, sondern auch den Führungsalltag, wenn man versteht, was in Kommunikationsprozessen eigentlich abläuft. Die Transaktionsanalyse liefert auch hier leicht verständliche, schlüssige Konzepte, mit deren Hilfe man besser versteht, nach welchen Gesetzen Kommunikation funktioniert – oder nicht funktioniert.
Die verbalen und nonverbalen Interaktionen von Menschen werden in der Transaktionsanalyse als »Transaktionen« bezeichnet. Es gibt verschiedene Formen von Transaktionen, und für diese gibt es drei einfache Kommunikationsregeln, die grundlegend für das Verständnis von Kommunikationsprozessen sind. Um genau zu verstehen, was es mit den Transaktionen auf sich hat, müssen wir zunächst auf einen anderen Schlüsselbegriff der Transaktionsanalyse eingehen, nämlich auf den »Ich-Zustand« eines Menschen.
Die Transaktionsanalyse postuliert, dass jeder Mensch drei Ich-Zustände besitzt:
Der jeweilige Ich-Zustand ist eine Einheit von Denken, Fühlen und Handeln. Im Kind-Ich-Zustand denken, fühlen und handeln wir anders als im Erwachsenen-Ich- oder im Eltern-Ich-Zustand.
Im Kind-Ich-Zustand befinden sich Menschen, wenn sie begeistert sind, an etwas Spaß haben, spielerisch mit einer Sache umgehen, vor sich hin träumen, herumalbern, aber auch wenn sie traurig sind, verzweifelt, hilflos oder zornig. All die gefühlsmäßigen Reaktionen, die wir aus der Kindheit kennen, finden sich im Kind-Ich-Zustand wieder. Da Kinder jedoch keineswegs immer nur tun können, was ihnen gerade so in den Sinn kommt, hat die Transaktionsanalyse den Kind-Ich-Zustand noch weiter unterteilt, nämlich in »freies« und »angepasstes« Kind.
Das freie Kind spielt, ist vergnügt, folgt nur seinen eigenen Regeln und schert sich nicht um so lästige Dinge wie Termine und Vereinbarungen. Das angepasste Kind hingegen orientiert sich stark an dem, was man ihm sagt. Jedoch nicht immer widerspruchslos. Deshalb wurde beim angepassten Kind|53|noch eine weitere Unterscheidung vorgenommen. Die Kehrseite der Anpassung ist die Rebellion. Man spricht in der Transaktionsanalyse deshalb auch vom »rebellischen Kind«.
Strukturelles Modell
Strukturmodell der drei Ich-Zustände
Man beachte den Unterschied zwischen freiem Kind und rebellischem Kind: Das freie Kind schert sich nicht um Konventionen, weil es sie gar nicht wahrnimmt. Das rebellische Kind reibt sich an ihnen und begehrt dagegen auf. Das freie Kind kommt zu spät nach Hause, weil es beim Spielen so vertieft war, dass es die Zeit vergessen hat. Das rebellische Kind kommt zu spät nach Hause, weil es dagegen aufbegehrt, solchen Begrenzungen unterworfen zu sein.
Sie werden sicherlich auch bei Ihren Mitarbeitern solche Unterschiede feststellen können. Da gibt es Mitarbeiter, die sind sofort für alles zu begeistern, sind meist gut gelaunt, albern während der Teamsitzungen gern ein bisschen herum, verlieren aber auch schnell einmal die Lust an etwas, wenn es nicht so vorwärts geht, wie sie das wollen. Andere sind eher etwas ängstlich, warten auf genaue Anweisungen und erfüllen punktgenau, was man ihnen aufgetragen hat. Sehr viel Initiative entwickeln sie allerdings nicht. Und wieder andere|54|löcken gern wider den Stachel, gehen einem auf den Nerv, weil sie erst einmal sowieso grundsätzlich dagegen sind, bringen durch ihren rebellischen Geist aber manchmal auch ganz schön Schwung in den Laden.
Funktionales Modell
Funktionales Modell der drei Ich-Zustände
Wie aus der kurzen Aufzählung vielleicht schon klargeworden ist, hat jeder Kind-Ich-Zustand seine Vor- und Nachteile. Das Gleiche gilt für die anderen beiden Ich-Zustände. Und daher muss das hier ganz deutlich gesagt werden: Es gibt keinen guten oder schlechten Ich-Zustand! Die Ich-Zustände der Transaktionsanalyse sind keine Wertungen, sondern Beschreibungen. Deshalb sollten Sie keinem Ich-Zustand den Vorzug geben: Jeder macht in den unterschiedlichen Lebenssituationen seinen Sinn, wenn er angemessen eingesetzt wird.
Der Erwachsenen-Ich-Zustand ist aktiv, wenn wir Informationen verarbeiten, logisch denken, Argumente gegeneinander abwägen, ganz und gar sachlich sind. Denn Emotionen haben im Erwachsenen-Ich nichts verloren, man hat vollkommen auf den Kopf umgestellt und der ist nun einmal absolut rational.|55|Ein Mensch im Erwachsenen-Ich kann nicht gut herz