: Hans Reinecker
: Fallbuch der Klinischen Psychologie
: Hogrefe Verlag Göttingen
: 9783840912344
: 2
: CHF 27.50
:
: Klinische Fächer
: German
: 427
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF

Das Fallbuch veranschaulicht anhand konkreter Fälle aus der Praxis verschiedene klinische Störungsgruppen: U.a. werden Angststörungen, Depressionen, Persönlichkeitsstör ngen, Alkoholismus, Hysterien, Eßstörungen, Sprechstörungen, Schizophrenien, Schlafstörungen und Neuropsychologische Störungen nach einem einheitlichen Strukturprinzip behandelt.

Bei der Darstellung der einzelnen Störungsbilder wurde besonderes Augenmerk auf eine genaue Beschreibung des Erscheinungsbildes, der Klassifikation sowie fundierter theoretischer Erklärungsmodelle gelegt. Daran schließt sich eine ausführliche Darstellung des jeweiligen Therapieprinzips an. In die zweite,überarbeitete Auflage des Buches wurden zusätzlich Falldarstellungen zur Posttraumatischen Belastungsstörung und Somatoformen Störung aufgenommen.       

Schizophrenie(S. 343-344)

Josef Bailer, Irmgard Thurm-Mussgay und Eibe-Rudolf Rey, Mannheim
Einleitung

Die„Schizophrenie" als homogenes Krankheitsbild mit einem eindeutig vorhersagbaren Krankheitsverlauf gibt es nicht. Schon Eugen Bleuler (1911), der den Begriff„Schizophrenie" eingeführt hat, sprach nicht von einer Krankheit, sondern von der„Gruppe der Schizophrenien". Entsprechend heterogen sind auch das klinische Erscheinungsbild, der Krankheitsverlauf und das Krankheitsendstadium der schizophrenen Störungen.

Das akute Krankheitsstadium ist gekennzeichnet durch mannigfaltige Störungen im Bereich der Wahrnehmung, des Denkens, des Verhaltens, des Willens, des emotionalen Erlebens, des Ichbewußtseins und der Beziehung zur Umwelt (siehe DSM-IV, APA 1994; ICD-10, Dilling, Mombour& Schmidt, 1991; Tölle& Huber, 1988). Die charakteristischen Symptome der Schizophrenie sind:

Inhaltliche Denkstörungen, insbesondere Wahnvorstellungen wie z. B. der relativ häufigeVerfolgungswahn (d. h. der Betroffene glaubt, daß andere ihm nachspionieren, ihm Schaden zufügen wollen) oder der Beziehungswahn (d. h. Ereignisse, Gegenstände oder Personen erhalten eine besondere, meist bedrohliche Bedeutung). Bizarre Wahnvorstellungen, körperbezogener Wahn, Größenwahn, religiöser oder nihilistischer Wahn werden dagegen deutlich seltener beobachtet.

Weitere Wahnphänomene, die im engeren Sinne zu den Ich-Störungen zählen, sind das Gefühl derGedankenausbreitung(d. h. dieÜberzeugung, daß andere die Gedanken des Betroffenen hören können), desGedankenentzugs(Gefühl, die eigenen Gedanken werden entzogen), derGedankeneingebung(d. h. fremde Gedanken werden dem Betroffenen eingegeben) sowie derKontroll- undBeeinflussungswahn (d. h. der Betroffene fühlt sich in seinem Denken, Fühlen oder Handeln von einer fremden Macht kontrolliert oder beeinflußt).

Formale Denkstörungen, diese beziehen sich sowohl auf den formalen Denkablauf als auch die Sprachäußerungen. Am häufigsten ist die Lockerung der Assoziationen zu beobachten, d. h. die Gedanken springen von einem Gegenstand zum anderen, was sich sprachlich in einer deutlichen Zerfahrenheit ausdrücken kann. Die Sprache kann auchübermäßig vage,übermäßig abstrakt oderübermäßig konkret sein oder häufige Wiederholungen oder Stereotypien enthalten.Weitere Auffälligkeiten sindWortneubildungen, die der Sprachkonvention nicht entsprechen (sog. Neologismen), die sinnlose Wiederholung von Worten (sog. Perseverationen) oder der plötzliche Abbruch eines sonst flüssigen Gedankengangs ohne erkennbaren Grund (sog. Sperrungen).

Wahrnehmungsstörungen, hierzu zählen v. a. die verschiedenartigenHalluzinationen. Am häufigsten sind akustische Halluzinationen, wie das Hören von kommentierenden oder befehlenden Stimmen. Selten sind nichtverbale akustische Halluzinationen, die nur aus Geräuschen oder einem unverständlichenMurmeln bestehen, sogenannte Akoasmen. Die Halluzinationen können aber auch alle anderen Sinnesmodalitäten betreffen. Weitere Wahrnehmungsstörungen sind akustische, visuelle, olfaktorische, gustatorische oder taktileÜberempfindlichkeit; illusionäre Verkennungen und Leibgefühlsstörungen (Coenästesien).

Affektstörungen, dieseäußern sich häufig in einemflachen oderinadäquaten Affekt. Der verflachte Affekt ist gekennzeichnet durch reduzierten oder fehlenden verbalen und nonverbalen Gefühlsausdruck. Die Patienten berichten häufig, daß sie keine Gefühle mehr erleben können. Diese Unfähigkeit, Lust, Freude, Glück oder Befriedigung zu erleben, wird auch als„Anhedonie" bezeichnet (vgl. Rado, 1956; Cohen, 1989). Beim inadäquaten Affekt stehen die geäußerten Gefühle in krassem Widerspruch zum Sprachinhalt. Psychomotorische Störungen, die sich entweder als Erregungszustand oder aber in Form von Haltungsstereotypien bis hin zur vollständigen Bewegungslosigkeit (sog. katatoner Stupor) oder wächserner Biegsamkeit (sog. flexibilitas cerea)äußern können.

Psychomotorische Störungen, die sich entweder ...

Vorwort zur 2. Auflage5
Vorwort zur 1. Auflage6
Inhalt9
Die Autoren11
Kapitel 0 Die Unumgänglichkeit des Einzelfalles14
Literatur17
Kapitel 1 Spezifische Phobie20
1 Beschreibung der Störung22
2 Differentialdiagnostik25
3 Erklärungsansätze/theoretisches Modell28
4 Interventionsprinzipien31
5 Resümee33
Literatur34
Kapitel 2 Soziale Phobie36
1 Beschreibung der Störung37
2 Differentialdiagnostik40
3 Erklärungsansätze41
4 Interventionsprinzipien44
5 Resümee46
Literatur47
Kapitel 3 Panikstörung mit Agoraphobie50
Vorbemerkung50
1 Beschreibung der Störung51
2 Differentialdiagnostik53
3 Erklärungsansätze55
4 Interventionsprinzip57
5 Resümee61
Literatur62
Kapitel 4 Posttraumatische Belastungsstörung64
Einführung64
1 Beschreibung der Störung66
2 Differentialdiagnostik70
3 Erklärungsansätze73
4 Intervention77
5 Resümee81
Literatur82
Kapitel 5 Zwangsstörung86
1 Beschreibung der Störung88
2 Differentialdiagnostik91
3 Erklärung/Theoretisches Modell92
4 Interventionsprinzip95
5 Resümee98
Literatur99
Kapitel 6 Aktuelle depressive Episode102
Einführung102
1 Beschreibung der Störung104
2 Differentialdiagnostik105
3 Erklärung/Theoretisches Modell109
4 Interventionsprinzip110
5 Resümee111
Literatur112
Kapitel 7 Endogene Depression114
Einführung114
1 Beschreibung der Störung116
2 Differentialdiagnostik119
3 Erklärungsansätze122
4 Interventionsprinzipien125
5 Resümee129
Literatur130
Kapitel 8 Persönlichkeitsstörung132
Einführung132
1 Beschreibung der Störung137
2 Differentialdiagnostik139
3 Erklärungsansätze140
4 Interventionsprinzipien142
5 Resümee148
Literatur149
Kapitel 9 Alkoholismus152
Einführung152
Herr W. (Fall 1)154
1 Beschreibung der Störung154
2 Differentialdiagnostik und Erklärungsansätze155
3 Therapie: Prinzip und Verlauf157
Frau H. (Fall 2)159
1 Beschreibung der Störung159
2 Therapeutische Ansatzpunkte161
3 Therapieprinzipien163
Resümee164
Anhang165
Literatur166
Kapitel 10 Drogenabhängigkeit168
Einführung168
Vorbemerkung172
1 Beschreibung der Störung172
2 Diagnostik176
3 Erklärungsansätze/Funktionales Bedingungsmodell180
4 Therapie: Prinzip und Verlauf183
5 Resümee188
Literatur189
Kapitel 11 Somatisierungsstörung192
Vorbemerkungen192
1 Beschreibung der Störung194
2 Differentialdiagnose197
3 Erklärungsansätze199
4 Interventionsprinzipien205
5 Resümee208
Literatur208
Kapitel 12 „Hysterische“ Störung bzw. histrionische Persönlichkeitsstörung212
Einleitung212
Einführung – Vorbemerkungen212
1 Beschreibung der Störung213
2 Differentialdiagnostische Erwägungen215
3 Erklärungsansätze217
4 Vorbereitungen zu einer Therapie219
Resümee224
Histrionische Persönlichkeitsstörung*226
Einleitung226
1 Psychopathologische Beschwerden und Symptome226
2 Testpsychologische Diagnostik232
3 Theoretische Überlegungen und Erklärungsansätze234
4 Die Therapiegeschichte der Patientin237
5 Resümee238
Literatur239
Kapitel 13 Hypochondrie242
Vorbemerkung242
1 Beschreibung der Störung243
2 Differentialdiagnostik244
3 Erklärungsmodell246
4 Interventionsprinzip248
5 Resümee253
Literatur253
Kapitel 14 Eßstörungen254
Einführung254