Die Flucht
Nun sah ich in meinem Traum, wie der Mann anfing zu laufen. Als aber seine Frau und Kinder das sahen, liefen sie ihm nach und riefen, er solle umkehren. Doch der Mann hielt sich die Ohren zu und lief weiter.
„Leben, Leben, ewiges Leben!“, rief er und sah nicht einmal mehr zurück.
Auch die Nachbarn kamen heraus. Als sie ihn laufen sahen, lachten ihn die einen aus, andere drohten ihm und wieder andere schrien ihm nach, er solle doch zurückkommen. Zwei von ihnen waren entschlossen, ihn mit Gewalt zurückzuholen: Der eine hieß Eigensinnig und der andere Gefügig. Der Mann war zwar schon eine gute Strecke gelaufen, aber die beiden holten ihn trotzdem bald ein.
„Warum lauft ihr mir nach, Nachbarn?“, sprach der Mann sie an.
„Um dich zu überreden, mit uns umzukehren!“
„Das kann ich auf keinen Fall! Ich weiß, dass ihr in der Stadt Verderben wohnt, die auch mein Geburtsort ist; doch wenn ihr früher oder später hier sterbt, werdet ihr tiefer hinabsinken als in das Grab und an einen Ort kommen, wo Feuer und Schwefel brennen. Überlegt nicht lange, gute Nachbarn, kommt mit!“
Eigensinnig hatte Bedenken: „Was, wir sollen unseren Freunden und allem Guten den Rücken kehren?“
„Ja!“, erwiderte Christian – so hieß der Mann –, „denn alles, was ihr verlassen werdet, ist es nicht wert, mit dem Geringsten von dem verglichen zu werden, was mich erwartet. Und wenn ihr mit mir geht, werdet ihr es auch bekommen. Da, wo ich hingehe, ist mehr als genug davon. Kommt mit, und seht, ob ich nicht recht habe.“
„Welche Dinge suchst du, dass du die ganze Welt dafür verlässt?“, fragte Eigensinnig.
„Ich suche ein unvergängliches, unbeflecktes und ewiges Erbe, das für die im Himmel aufbewahrt wird, die von ganzem Herzen danach suchen. Da, lest es selbst in meinem Buch, wenn ihr wollt.“
„Weg mit deinem Buch!“, schrie Eigensinnig. „Willst du nun mit uns umkehren oder nicht?“
„Auf keinen Fall! Ich habe meine Hand an den Pflug gelegt …“
„Dann komm, Nachbar Gefügig, lass uns umkehren und ohne ihn nach Hause gehen. Es gibt verrückte Köpfe, die, wenn sie einmal eine fixe Idee haben, sich für schlauer halten als sieben vernünftige Menschen.“
„Nur nicht gleich so ungeduldig!“, mahnte Gefügig. „Wenn wahr ist, was der gute Christian da sagt, dann sind die Dinge, nach denen er sucht, besser als die, die wir haben. Ich wäre doch interessiert, mit ihm zu gehen.“
„Wie? Noch ein Verrückter? Hör auf mich und komm mit zurück! Wer weiß, wohin dich dieser Hirnkranke führt. Kehr um! Sei klug und kehr um!“
„Nicht doch!“, wehrte Christian ab. „Komm du vielmehr mit deinem Nachbarn mit! Die Dinge, von denen ich euch erzähle, sind