: Nele Neuhaus
: Wer Wind sät Ein toter Nachtwächter, eine Bürgerinitiative und viele Intrigen: Krimi-Bestseller der Taunus-Serie
: Ullstein
: 9783843700467
: Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi
: 1
: CHF 8.10
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 560
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Das Kriminalistenduo Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein hat einen neuen Fall und der hat es in sich... »Der realitätsnahe Ökothriller schreibt die sagenhafte Erfolgsgeschichte der 43-jährigen fort.« Stern Wer Wind sät, wird Mord ernten... Kriminalkommissarin Pia Kirchhoff wird zu einem ungewöhnlichen Tatort gerufen: Ein toter Nachtwächter lag mehrere Tage unentdeckt in einem Firmengebäude. Schnell wird klar, es war Mord. Gemeinsam mit Oliver von Bodenstein ermittelt Pia im Umkreis einer Bürgerinitiative, die gegen einen geplanten Windpark kämpft. Dabei stoßen sie auf ein Grundstück im Taunus, das plötzlich zwei Millionen wert ist - und einen Mann das Leben kostet... *** Nele Neuhaus und Provinzkrimi-Fans werden dieses Buch verschlingen! Packend, und voller Intrigen: Werden Sie dem Täter auf die Spur kommen? ***

Nele Neuhaus, geboren in Münster / Westfalen, lebt seit ihrer Kindheit im Taunus und schreibt bereits ebenso lange. Ihr 2010 erschienener Kriminalroman Schneewittchen muss sterben brachte ihr den großen Durchbruch, heute ist sie die erfolgreichste Krimiautorin Deutschlands. Außerdem schreibt die Pferdeliebhaberin Jugendbücher und Unterhaltungsliteratur. Ihre Bücher erscheinen in über 30 Ländern. Vom Polizeipräsidenten Westhessens wurde Nele Neuhaus zur Kriminalhauptkommissarin ehrenhalber ernannt.

Montag, 11. Mai 2009


Die Sonne war gerade aufgegangen, als er das Gartentor hinter sich schloss und mit geschultertem Gewehr wie jeden Morgen den leicht ansteigenden Weg zum Wald einschlug. Tell, der drahthaarige braune Pudelpointerrüde, trabte ein paar Meter vor ihm her, schnupperte hier und da und nahm mit seiner feinen Nase die tausend Gerüche auf, die die Nacht zurückgelassen hatte. Ludwig Hirtreiter atmete tief die frische, kühle Luft ein und lauschte dem Frühkonzert der Vögel. Auf der Wiese am Waldrand ästen zwei Rehe. Tell blickte zu ihnen hinüber, machte aber keine Anstalten, sie aufzuscheuchen. Er war ein kluger, gehorsamer Hund, der wusste, dass ihn das Wild nur zu interessieren hatte, wenn sein Herr es ihm gestattete.

»Brav so, Junge«, brummte Ludwig Hirtreiter. Von seinem Hof war es nicht weit bis zum Wald. Er passierte die rotweiße Schranke, deren Errichtung vor ein paar Jahren notwendig geworden war, weil die lauffaulen Wochenendspaziergänger aus Frankfurt immer häufiger bis tief in den Wald hineinfuhren. Den Menschen von heute, vor allem den Städtern, fehlte jede Demut vor der Natur. Sie konnten einen Baum nicht vom anderen unterscheiden, plärrten lautstark herum und ließen ihre unerzogenen Hunde selbst in der Schonzeit frei herumlaufen. Manche ergötzten sich sogar daran, wenn diese dann Wild aufstöberten und hetzten. Ludwig Hirtreiter hatte für ein solches Verhalten kein Verständnis. Der Wald war ihm heilig. Er kannte ihn so gut wie seinen Garten, kannte die einsamen Lichtungen, wusste, wo das Wild stand und welche Wege die Wildschweine nahmen. Vor ein paar Jahren hatte er selbst die Hinweistafeln des Waldlehrpfades Lindenkopf entworfen und aufgestellt, um den Unwissenden die Geheimnisse des Waldes näherzubringen.

Die Sonne schickte ihre Strahlen durch das dichte Laub und verwandelte den Wald in eine stille, grüngoldene Kathedrale. An der ersten Weggabelung bog Tell in den rechten Weg ein, als ob er die Gedanken seines Herrchens gelesen hätte. Sie wanderten an der mächtigen Köhlereiche vorbei und erreichten den Kahlschlag, wo ein Sturm im vergangenen Herbst eine Schneise in den Wald gerissen hatte. Plötzlich hielt Ludwig Hirtreiter inne. Auch Tell stand still und spitzte die Ohren. Motorengeräusche! Kurz darauf zerriss das grelle Knattern einer Motorsäge die Stille. Das konnten keine Forstarbeiter sein, denn die hatten um diese Jahreszeit im Wald nichts zu tun. Ludwig Hirtreiter spürte heißen Zorn in sich aufsteigen. Er machte kehrt und marschierte in die Richtung, aus der die Geräusche kamen. Sein Herz klopfte heftig. Er hatte geahnt, dass sie sich nicht an die Vereinbarung halten, sondern einfach mit der Rodung beginnen würden, um schon vor der Bürgerversammlung für vollendete Tatsachen zu sorgen.

Minuten später sah er seine Befürchtungen bestätigt. Er bückte sich unter dem rotweißen Flatterband hindurch, das rings um die kleine Lichtung unterhalb des Bergkammes gespannt war, und schaute fassungslos auf die geparkten orangefarbenen Lastwagen und ein halbes Dutzend Männer, die geschäftig hin und her liefen. Erneut kreischte die Motorsäge, Späne flogen. Eine große Fichte schwankte und krachte mit einem Ächzen auf die Lichtung. Diese hinterhältigen Mistkerle! Bebend vor Zorn nahm Ludwig Hirtreiter sein Gewehr von der Schulter und entsicherte es.

»Stopp!«, brüllte er, als die Motorsäge im Leerlauf blubberte. Die Männer wandten sich zu ihm um, schoben die Visiere ihrer Helme hoch. Hirtreiter trat auf die Lichtung, Tell dicht an seiner Seite.

»Verschwinden Sie!«, rief ihm einer der Männer zu. »Sie haben hier nichts