: Angela Schorr
: Jugendmedienforschung Forschungsprogramme, Synopse, Perspektiven
: VS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
: 9783531913421
: 1
: CHF 37.40
:
: Sonstiges
: German
: 441
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
Fünf international bekannte Jugendmedienforscher (Daniel R. Anderson, Dolf Zillmann, Ulla Johnsson-Smaragdi, Heinz Bonfadelli, Sonia Livingstone) stellen in diesem Band - exemplarisch für das gesamte Forschungsfeld - ihre konzeptionellen Ansätze und Untersuchungsmethoden vor. Sie sind alle empirisch orientiert und vertreten unterschiedliche, für die moderne Jugendmedienforschung typische Theorien. Jeder der fünf Originalarbeiten wurde ein einführendes Kapitel vorangestellt (Historie, zentrale Fragestellungen, Vorgehensweisen, wichtige Ergebnisse), verfasst von der Herausgeberin. Lernfragen und Leseempfehlungen finden sich am Ende jedes Kapitels. Mit weiterführenden Kapiteln über Onlinesucht und über gute Medienkommunikation schließt der Band ab.
Diese systematische einführende Darstellung in die Ansätze und Methoden der deutschsprachigen und internationalen Jugendmedienforschung richtet sich an Studierende der Kommunikations- und Medienwissenschaft, der Psychologie, der Pädagogik, der Soziologie, Informationswissenschaften, Gesundheitswissenschaften und Medizin.

Angela Schorr hat eine Professur für Medienpsychologie und Pädagogische Psychologie an der Universität Siegen.


Entwicklungspsychologische und methodische Perspektiven: Ulla Johnsson-Smaragdis Grundlagenforschung zur Mediennutzung (S. 141-142)

Angela Schorr

Dieses Kapitel behandelt die Beiträge der Jugendmedienforscherin Ulla Johnsson- Smaragdi zur Jugendmedienforschung, insbesondere zum schwedischen Media Panel Program, einer 1975 gestarteten Längsschnittstudie zur Mediennutzung bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Ausgewählte, historisch und aktuell für die Jugendmedienforschung zentrale Erkenntnisse zur Buch- und Fernsehnutzung werden referiert. Die von Johnsson-Smaragdi frühzeitig in das Forschungsfeld eingeführte Entwicklungstheorie Bronfenbrenners wird vorgestellt und ihre Bedeutung für die weltweite Panelforschung zur Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen skizziert.

Schlagworte:
Mediennutzung, Displacement-Hypothese, Bioökologisches Modell, Selbstwertgefühl

Ulla Johnsson-Smaragdis wissenschaftliche Laufbahn ist geprägt durch die frühe Zugehörigkeit zum Forschungsteam des schwedischen Mediensoziologen Karl Erik Rosengren und das von ihm initiierte, 1975 begonnene Media Panel Program (MPP). Das Programm besteht aus einer in ihrer Art einmaligen Längsschnittstudie zur Mediennutzung bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Schweden, in der die Teilnehmer über Jahrzehnte in Bezug auf ihre Mediennutzung regelmäßig befragt wurden. Für dieses Langzeitprojekt, das auch zahlreiche „Querschnittprojekte" enthielt und regelmäßig zu anderen Querschnittstudien aufschloss - so zuletzt zu der europäischen, von 12 nationalen Teams getragenen Vergleichsstudie „Children and their changing media environment" (vgl. Livingstone&, Bovill, 2001) - zeichneten das Department of Sociology der University of Lund und das Department of Information Techniques der Växjö University verantwortlich. Die University of Lund war lange Zeit die Heimatuniversität Ulla Johnsson-Smaragdis, bis sie vor wenigen Jahren zur Växjö University wechselte.

Die Forschung, die das Media Panel Team an beiden Universitäten betrieb, war von Anbeginn an in ihrer Art einzigartig. Inhaltlich waren die Projekte stark soziologisch ausgerichtet, und auch methodisch setzten sich die anspruchsvollen Forschungsmethoden der empirischen Soziologie durch. Für die Kommunikations- und Medienwissenschaft, insbesondere für die in der Jugendmedienforschung tätigen Wissenschaftler stellten die aufwendigen statistischen Analysen dieser Gruppe in den 70er und 80er Jahren - das kann man in der Rückblende gut nachvollziehen - eine große Herausforderung dar.

Nicht immer wird die Kommunikation zwischen den Forschergruppen erfolgreich gewesen sein, obwohl die Jugendmedienforschung damals weltweit eng mit der soziologischen und psychologischen Forschungstradition verknüpft war. Empirisch-quantitative Analyseverfahren als zentrales Erkenntnisinstrument gehörten also zum Standard. Doch so wichtig und zukunftsweisend das forschungsmethodische Vorgehen des Media Panel-Teams war, noch ein Vierteljahrhundert später bezeichneten Medienforscher konkurrierender Lager sie als „unverbesserliche methodologische Fundamentalisten" (Jensen, 2001). Respekt verschafften sich die schwedischen Forscher, indem sie von Anfang an regelmäßig in englischer Sprache publizierten und sich damit Zugang zur internationalen Forschungsgemeinschaft verschafften.

Die Medienforscher der Universitäten Lund und Växjö wurden in der internationalen Wissenschaftlergemeinschaft schnell sehr ein.ussreich. Entscheidender ist jedoch: Ihre Forschung erwies sich als grundsolide, inhaltlich tragfähig und in ihren Erkenntnissen und Schlussfolgerungen so nachhaltig, dass es der nächsten Generation der Jugendmedienforscher zuweilen schwer .el, über die Fortschreibung der Ergebnisse der Schweden hinaus zu kommen und aufregende neue Erkenntnisse vorzulegen. Hier betrieb man Grundlagenforschung im besten Sinne. Es wurden Zusammenhänge im Mediennutzungsverhalten erkannt und richtig interpretiert, die bis heute jenseits der rasanten Entwicklung der Medientechnologie und des Auftretens immer neuer Medien (und damit einhergehend neuer Mediennutzungsmuster) Gültigkeit und Bedeutung haben.
Inhalt5
Vorwort7
Teil 1 Die moderne Jugendmedienforschung9
Jugendmedienforschung als empirisches Projekt10
Aktuelle Studien zur Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen12
Mit dem Wandel leben, den Wandel zum Partner machen ...13
Fiction educates! oder Gute Medienkommunikation als neues Forschungsfeld15
Literatur16
Teil 2 Ausgewählte Forschungsprogramme und ihre Initiatoren17
Kognitionspsychologische Perspektiven in der Forschung zu Kindern und Medien: Daniel Andersons ‚Blue’s Clues’18
Einführung18
Grundlagenforschung zur visuellen Aufmerksamkeit beim Fernsehkonsum20
Das Phänomen der Aufmerksamkeitsträgheit21
Im Zentrum ein Verhaltensdatum: Aktiv fernsehen23
Die Comprehension-Driven-Attention-Theorie: Neue Beweise25
Visuelle Aufmerksamkeit beim Fernsehen daheim als Funktion des Alters27
Zum Zusammenhang von visueller Aufmerksamkeit und Programminhalten: Die Exploration-Search-Theorie28
Daniel Andersons Forschungscredo und der sozialpolitische Kontext seiner Forschung29
Das Fernsehen als Bildungsinstrument32
Das Vorschulprogramm „Blue’s Clues“ - formative Fernsehforschung mit Modellcharakter35
Zur Zeitgebundenheit bzw. Zeitlosigkeit der Medienforschung37
Das neue Medium Internet40
Resümee41
Leseempfehlung42
Literatur42
Fernsehen in der frühen Kindheit und seine kognitiven Entwicklungsfolgen in der Adoleszenz¹46
Einführung47
Methodisches Vorgehen49
Ergebnisse54
Diskussion61
Informative Fernsehprogramme61
Programme mit gewalttätigem Inhalt62
Sonstige Unterhaltungsprogramme63
Leseempfehlung65
Literatur65
Emotions- und motivationspsychologische Grundlagen als Basis der Jugendmedienforschung. Das Forschungsprogramm von Dolf Zillmann67
Dolf Zillmann: Eine biografische Skizze67
Zillmanns Beiträge zur medienpsychologischen Theorie69
Eine kleine Phänomenologie des Humors und drei Basistheorien71
Entwicklung des Humorverstehens73
Lernen und Lernerfolg mit Humor75
Entspannung in Leistungssituationen? Humor in der Prüfung77
Humor in der Lehre79
Lernen mit traditionellen Medien: Humor in Lehrbüchern81
Humor im Bildungsfernsehen: Dolf Zillmanns vigilanzpsychologische Studien82
Forschungserträge: Richtlinien für den Einsatz von Humor in der Lehre und im Bildungsfernsehen86
Resümee86
Leseempfehlung89
Literatur:89
Gefühle, Musik und paradoxe Stimmungsregulation bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen94
Einleitung95
Musikinteresse und Entwicklungsverlauf im Jugendalter98
Musik und Emotionsmanagement100
Musikpräferenzen - Zur sozialen Funktion als Statement102
Musikpräferenzen und freie Musikauswahl im Alltag104
Musik und Emotionen107
Musik, Emotionen und Persönlichkeit111
Die Stimmungsregulationstheorie113
Paradoxe Stimmungsregulation und das Konzept antizipatorischer Bewertungen117
Paradoxe Stimmungsregulation durch Musik oder „Wenn Kummer gleichgestimmte Gesellschaft sucht ...“121
Getrennte Welten? Stimmungsregulation und Geschlecht127
Paradoxes Mood Management beim Musikkonsum - Neue Perspektiven130
Resümee133
Leseempfehlung136
Literatur137
Entwicklungspsychologische und methodische Perspektiven: Ulla Johnsson-Smaragdis Grundlagenforschung zur Mediennutzung144
„Viewing breeds viewing“: Ausgewählte Ergebnisse aus der Fernsehforschung des Media Panel Program145
„Development in context“: Das Media Panel Program wird erwachsen150
Bronfenbrenners Bioökologisches Modell151
Die Rolle der Medien für die Entwicklung des Selbstwertgefühls156
Ein neuer Anlauf: mehr Internationalität, mehr qualitative Forschung161
„Television is easy, print is tough ...“ (Salomon, 1984)163
Resümee164
Leseempfehlung166
Literatur166
Vergleichende Jugendmedienforschung: Probleme und Perspektiven168
Zu den Grundlagen vergleichender Forschung169
Wann ist Forschung „vergleichend“?170
Beispiele für zeit- und raumübergreifende Forschung171
Raumübergreifende empirische Forschung173
Probleme und Perspektiven der vergleichenden Forschung190
Resümee200
Leseempfehlung