: Anna Meyer
: Unternehmerfamilie und Familienunternehmen erfolgreich führen Unternehmertum fördern, Führungskultur entwickeln, Konflikte konstruktiv lösen
: Gabler Verlag
: 9783834992840
: 1
: CHF 34.20
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: Management
: German
: 196
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
Anna Meyer beschreibt die enge Verbindung, den Zusammenhang und die Wechselwirkungen zwischen Eigner- und Unternehmensstrategie. Parallel dazu erläutert sie anhand zahlreicher Beispiele die Besonderheiten, Herausforderungen und die vielfältigen Anforderungen, denen die Mitglieder einer Unternehmerfamilie gegenüberstehen. Eine klar strukturierte Lektüre mit vielen konkreten Anregungen.

Dr. Anna Meyer verfügt über langjährige Erfahrungen in Führungspositionen von inhabergeführten und konzerngebundenen Unternehmen, zuletzt als Vorsitzende der Geschäftsführung eines Dienstleistungsunternehmens. Sie ist Mitglied im Beirat von Familienunternehmen und geschäftsführende Gesellschafterin der Anna Meyer UnternehmerBeratung GmbH in Düsseldorf.

3. Familie und Unternehmen mit Verstand und Gefühl f?hren (S. 144)

Zum Verstehen und zum Verständnis der Einstellungen, Motive und Handlungsweisen von Familienmitgliedern und daraus resultierender Eigendynamiken sind die zuvor beschriebenen Erkenntnisse grundlegend. Denn auch auf die Angehörigen von Unternehmerfamilien trifft zu:„Was jemand tut, ist nur verständlich auf dem Hintergrund seiner ganz einmaligen Biographie, dem Zusammenfließen untypischer Ereignisse und besonderer Beziehungen sowie den höchst individuellen Bemühungen um Sinnfindung und Interessendurchsetzung“ (Neuberger 1990, S. 86).

Eine Klarheitüber die persönliche und familiäre Situation sowie die verantwortungsvolle Führung von Familie und Unternehmen ist nur auf Basis der Einheit und des Zusammenwirkens von Verstand und Gefühl möglich. Denn Mitglieder einer Unternehmerfamilie sind auch dort, wo sie rational undüberlegt handeln, sei es in der Familie oder im Unternehmen, keine Maschinen, die wie Rädchen im Getriebe eines Familiensystems oder einer Organisation funktionieren.

Als menschliche Wesen sind sie mit einer einzigartigen Biografie, eigener Motivation und Motiven, individuellen Strken und Schwächen ausgestattet. Der amerikanische Neurologe Antonio R. Damasio (1996, 2000) hat mit seinen Studien belegt, dass die Fähigkeit zu intelligentem und rationalem Denken unaufhebbar an unsere Emotionen und Empfindungen gekoppelt ist. Wo die Fähigkeit, sichüber die eigenen Gefühle bewusst zu werden oder die Gefühle anderer mitzuempfinden, beeinträchtigt ist– so die grundlegende Einsicht von Damasio–, ist auch die Ratio, also vernünftiges Denken und Handeln, beeinträchtigt.

Damasio vertritt die Auffassung, dass eine„[…] Reduktion der Emotionen für die Vernunft mindestens genauso nachteilig ist, wie allzu heftige Emotionen. Offenbar ist vernünftiges Denken ohne den Einfluss der Emotionen nicht möglich […]. Die neurologische Evidenz lässt darauf schließen, dass die selektive Abwesenheit von Emotionen ein Problem ist. Emotionen am richtigen Ort und im richtigen Maße scheinen ein Hilfssystem zu sein, ohne dass unser Vernunftgebäude ins Wanken gerät.

[…] Das Bewusstsein macht Gefühle der Erkenntnis zugänglich und unterstützt damit die innere Wirkung von Emotionen. Es versetzt diese in die Lage, den Denkprozess durch Vermittlung des Fühlens zu durchdringen“ (Damasio 2000, S. 41). Diese Einsicht hat weitreichende Folgen für das Verständnis von Führung, Kooperation und Kommunikation in der Unternehmerfamilie und letztlich auch für das Verständnis dessen, was als professionelles berufliches Handeln gelten darf.

Wenn in Familienunternehmen Familienmitglieder mit anderen Familienmitgliedern (und mit familienfremden Führungskr?ften und Mitarbeitern) zusammenarbeiten, geschieht dies immer auch vor dem Hintergrund ihrer persönlichen Erfahrungen in ihrer Herkunftsfamilie. Die individuellen Erfahrungen der Angehörigen in der Familiengemeinschaft haben einen wesentlichen Einfluss auf das Geschehen in der Familie und im Unternehmen.

Nimmt man die Implikationen und Folgerungen ernst, die aus der neuropsychologischen Forschung resultieren und die weitüber die populärwissen ein irreführender Anspruch wäre, von den Gesellschaftern eines Familienunternehmens rein sachlogisches, rationales Denken und Handeln zu erwarten. Nach wie vor lebt aber dieser Denkansatz in den Managementwissenschaften fort. Die Führungskraft wird als ausschließlich rational denkendes und handelndes Wesen verstanden, ihr Führungshandeln soll sich an einer„irrational rationalen Leidenschaft für leidenschaftsloses Kalkül“ orientieren, wie derÖkonom Manfred Tietzel (2001) formuliert.

DerÖkonom und Nobelpreisträger Reinhard Selten entzaubert jedoch den Mythos der rationalen Entscheidung:„Gerade in den Wirtschaftswissenschaften wird die Rationalität von Entscheidungen starküberschätzt.Ökonomisches Verhalten ist eben auch ein Problem derökonomischen Psychologie. Der Mensch ist nur eingeschränkt rational. Er verfügt nurüber begrenzte Denk- und Rechenmöglichkeiten.

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Vorwort5
Inhaltsverzeichnis7
Einführung Unternehmerfamilie und Familienunternehmen in Balance10
1. Unternehmertum im Mittelpunkt11
2. Eignerstrategie – Selbstverständnis, Interessen und Ziele der Unternehmerfamilie12
2.1 Regelungen für eine verantwortliche Unternehmens- und Familienführung21
Die Family Business Governance21
Die Familienverfassung22
Was ist die Vision der Unternehmerfamilie?14
Wirkung nach innen17
Wirkung nach außen20
Prämissen des Gelingens20
2.2 Ein Beispiel aus der Praxis von Familienunternehmen24
Die Familienverfassung der Unternehmerfamilie Wrede24
Teil I Führung des Familienunternehmens27
1. Inhaberzentrierung als kennzeichnendes Merkmal 29
1.1 Führung – fokussiert auf die Unternehmerpersönlichkeit29
Motivation, Lebensführung und Lebenserfahrung der Gründerunternehmer29
1.2 Nachfolgende Generationen31
Führungsverhalten der Nachfolger33
1.3 Führung im quasifamiliären Klima35
Risiken der Inhaberzentrierung38
Zu viel Fürsorge wird zum Problem38
Führung fokussiert auf den Inhaber – gefährliches Dilemma für Gefühl und Verstand341
2. Weiterentwicklung der Führungskultur43
2.1 Inhaberzentrierung und kooperative, ergebnisorientierte Führung im Dialog43
Unternehmerische Verantwortung teilen44
2.1 Unternehmensentwicklung kooperativ gestalten49
2.3 Unternehmensführung53
Die Mission des Unternehmens53
Die Vision des Unternehmens54
Werte- und Wertorientierung54
2.3.1 Strategieentwicklung – Verantwortung und Gemeinschaftsleistung des Führungsteams60
Viel Vertrauen in die Führungskräfte62
Wozu die Erarbeitung einer Unternehmensstrategie?63
2.3.2 Erarbeitung und Umsetzung der Unternehmensziele – abgeleitet aus der Strategie65
Ziele und Ressourcen in Übereinstimmung bringen71
2.4 Kooperative Führung und Zusammenarbeit im Dialog72
2.4.1 Zusammenarbeit zwischen geschäftsführenden Gesellschaftern72
2.4.2 Zusammenarbeit zwischen geschäftsführenden Gesellschaftern und Fremdgeschäftsführern75
Wechselseitige Angewiesenheit in der Zusammenarbeit75
2.4.3 Zusammenarbeit zwischen Unternehmensleitung und Führungskräften77
Ein eingespieltes Team