: Dirk Steffen
: Die Potenzialqualität von Dienstleistungen Konzeptualisierung und empirische Prüfung
: Gabler Verlag
: 9783834990778
: 1
: CHF 59.70
:
: Einzelne Wirtschaftszweige, Branchen
: German
: 340
: Wasserzeichen/DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: PDF
Die Potenzialdimension von Dienstleistungsunternehmen umfasst sämtliche Einsatzfaktoren, die bereits vor der Integration des Kunden in den Dienstleistungsprozess vorgehalten werden. Dazu gehören z.B. die Geschäftsräume des Anbieters, die technische Ausstattung, aber auch Faktoren wie das Ambiente innerhalb der Geschäftsräume oder das Know-how des Anbieters. Dirk Steffen identifiziert innerhalb einer empirischen Untersuchung mehrere aus der Kundenperspektive relevante Faktoren der Potenzialqualität. Als Datengrundlage dient eine Kundenbefragung bei einer Filialbuchhandlung.

Dirk Steffen war wissenschaftlicher Mitarbeiter von Prof. Dr. Manfred Bruhn am Lehrstuhl für Marketing und Unternehmensführung der Universität Basel.

5.1.3 Einschränkungen bezüglich der Datenerhebung (S. 140-141)

Es sind grundsätzlich Einschränkungen hinsichtlich der Repräsentativität der Erhobenen Stichprobe vorzunehmen. Vor dem Hintergrund, dass ein primäres Ziel der Untersuchung darin besteht, die schemabasierten Hypothesen im Rahmen des Modells zu prüfen, wurden lediglich Probanden in den Verkaufsräumen des Unternehmens Jäggi befragt. In der Stichprobe ist somit nur ein geringer Anteil erstmaliger Kunden enthalten sowie keine Nicht-Kunden, die Bücher ausschließlich anderen Händlern beziehen.

Deshalb ist tendenziell von einer positiveren Grundeinstellung gegenüber dem Anbieter auszugehen. Zwar sind ebenfalls Probanden befragt worden, die z.T. auch Bücherüber das Internet einkaufen, aber diejenigen Konsumenten, die ausschließlichüber das Internet einkaufen und den stationären Einzelhandelsvertrieb somit umgehen, sind in der Stichprobe folglich nicht enthalten. Zudem wurden beispielsweise keine Kunden in anderen Städten befragt, die das Unternehmen Jäggi nicht kennen.

Insgesamt ist von einer grundsätzlich hohen Bekanntheit des Anbieters innerhalb der Stichprobe auszugehen– insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Buchhandlung Jäggi in Basel eine bedeutende Marktstellung innehat. Für die Analyse der Qualitätseinflüsse auf Kundenzufriedenheit und Kundenbindung sowie die Bestimmung der relativen Bedeutung von Potenzial-, Prozess- und Ergebnisqualität sind die erhobenen Stammkundendaten jedoch grundsätzlich geeignet. Allerdings wäre zur gezielten Untersuchung der Akquisitionswirkung der Potenzialqualität sowie des ersten Eindrucks ein höherer Anteil Nicht-Kunden erforderlich. Aufgrund des hohen Bekanntheitsgrades des Unternehmens stellt es sich jedoch alsäußerst schwierig heraus, unvoreingenommene Nicht-Kunden zu erreichen.

Für diese Fragestellung wäre beispielsweise ein experimenteller Ansatz besser geeignet, bei dem visuelle und akustische Stimuli Probanden dargeboten werden, die den Anbieter Jäggi nicht kennen. Es hat sich außerdem gezeigt, dass einige Kundensegmente in den Verkaufsräumen nicht gut zu erreichen sind. Dazu gehören beispielsweise Kunden, die während ihrer Mittagspause die Filiale aufsuchen sowie Mütter in Begleitung von Kindern. Da die Opportunitätskosten dieser Segmente sehr hoch sind, hätten diesen Kunden stärkere Anreize gewährt werden müssen, um sie verstärkt für eine Teilnahme zu gewinnen.

Bei der Stichprobenauswahl handelt es sich daher– trotz vorheriger Schichtung– insgesamt um eine Auswahl aufs Geratewohl. Zur Erzielung einer für die gesamte potenzielle Kundschaft repräsentativen Stichprobe wären insbesondere höhere Anteile der nicht erreichten Kunden erforderlich. Für diese Zielsetzung wäre ein anderes Untersuchungsdesign– beispielsweise schriftliche Erhebung auf dem Postweg– angebracht. Darüber hinaus war der Erhebungszeitraum von 14 Tagen relativ kurz. Eine Ausdehnung des Untersuchungszeitraumes hätte sicherlich zur Erhöhung der Aussagekraft der Daten beitragen können. Die Datenerhebung ermittelt dementsprechend keine repräsentative Stichprobe im Sinne der Erfassung sämtlicher potenzieller Kunden, genügt aber den Untersuchungszielsetzungen.

5.1.4 Methodische Grundlagen: Formative versus reflektive Indikatoren
Im Rahmen der empirischen Konzeptualisierung eines mehrdimensionalen Konstrukts ist die Identifizierung geeigneter, manifester Variablen zur Operationalisierung eine zentrale Aufgabe. Konstrukte können dabei auf zwei verschiedene Arten operationalisiert werden, wobei entsprechend der Wirkungsrichtung zwischen einem Faktor und seinen Indikatoren zwischen formativen und reflektiven bzw. reaktiven Indikatoren unterschieden wird. Von reflektiven Indikatoren wird gesprochen, wenn ein Faktor die ihm zugeordneten beobachtbaren Variablen„verursacht", d.h., die Indikatoren werden als Resultat bzw. Ausprägungen des Faktors betrachtet (Effect Indicators). In diesem Fall werden die manifesten Variablen (Indikatorvariablen) durch dieübergeordnete latente Variable reflektiert (nach außen gerichtete Beziehung). In vielen Fällen ist es jedoch aufgrund theoretischerÜberlegungen sinnvoll, wenn latente exogene Variablen durch ihre Indikatoren„geformt" werden (nach innen gerichtete Beziehung). Formative Indikatoren sind gemäß dieser Auffassung Items, die eine Ursache der Bildung oder Veränderung eines Konstrukts darstellen (Cause Measures). Formative Indikatoren betrachten einen Faktor demnach als Funktion ihrer selbst, d.h., sieüben einen Effekt auf den Faktor aus.

Geleitwort des Herausgebers6
Vorwort10
Inhaltsverzeichnis12
Schaubildverzeichnis18
Abkürzungsverzeichnis23
1. Potenzialqualität von Dienstleistungen als Forschungsgegenstand des Dienstleistungs- und Relationship Marketing24
1.1 Qualität als Erfolgsgröße des Relationship Marketing24
1.2 Begriffliche Grundlagen27
1.3 Potenzialqualität als Erfolgsgröße des Relationship Marketing34
1.4 Ziel und Forschungsfragen der Arbeit40
1.5 Gang der Untersuchung42
2. Stand der Forschung zur Potenzialdimension von Dienstleistungen45
2.1 Übersicht über die bisherige Forschung45
2.2 Typen von Leistungspotenzialen53
2.3 Wahrnehmung der Potenzialqualität55
2.3.1 Wahrnehmung der Potenzialqualität während des Kaufentscheidungsprozesses57
2.3.2 Wahrnehmung der Potenzialqualität während des Service Encounter61
2.4 Wirkungen der Potenzialqualität63
2.5 Dienstleistungstypen mit hoher Bedeutung der Potenzialdimension65
3. Theoretische Fundierung der Potenzialdimension von Dienstleistungen auf Basis der Schematheorie70
3.1 Grundlagen der Schematheorie70
3.1.1 Entwicklung und bisherige Anwendung des Schemakonzeptes70
3.1.2 Merkmale von Schemata74
3.1.3 Arten von Schemata und verwandte Konzepte77
3.1.4 Funktionen von Schemata80
3.2 Konzeptgesteuerte Wahrnehmung der Dienstleistungspotenziale87
3.2.1 Schemata als Wahrnehmungsmaßstab87
3.2.2 Assimilierendes Wahrnehmungshandeln89
3.2.3 Akkomodation90
3.3 Wirkungen der konzeptgesteuerten Wahrnehmung93
3.3.1 Gedächtniswirkungen93
3.3.2 Verhaltenswirkungen95
4. Entwicklung eines Wirkungsmodells der Potenzialqualität98
4.1 Theoretische Konzeptualisierung der Potenzialqualität98
4.2 Konzeptualisierung eines Wirkungsmodells der Potenzialqualität105
4.2.1 Empirische Befunde zu den Wirkungsgrößen der Potenzialqualität105
4.2.2 Überblick über die Konstrukte und Zusammenhänge im Wirkungsmodell der Potenzialqualität110
4.2.3 Ableitung der Konstrukte und Zusammenhänge auf der Wahrnehmungsebene112
4.2.3.1 Typizität der Potenzialdimension112
4.2.3.2 Beurteilungsmöglichkeit der Prozess- und Ergebnisqualität (Qualitätsindikatorfunktion)117
4.2.3.3 Kategorisierung des Anbieters anhand der Potenzialdimension121
4.2.3.4 Affektive Stimulierung durch die Potenzialdimension124
4.2.3.5 Verbesserung der Kunde-Anbieter-Interaktion durch die Potenzialdimension126
4.2.3.6 Potenzialqualität129
4.2.3.7 Prozessqualität133
4.2.3.8 Ergebnisqualität134
4.2.4 Ableitung der Konstrukte und Zusammenhänge auf der Wirkungsebene136
4.2.4.1 Kundenzufriedenheit137
4.2.4.2 Kundenbindung143
4.2.5 Moderierende Variablen im Wirkungsmodell der Potenzialqualität148
4.2.5.1 Einfluss der Beziehungsdauer149
4.2.5.2 Einfluss des Involvement150
4.2.5.3 Einfluss der Variety-Seeking-Motivation152
4.2.5.4 Moderierende Einflüsse der Variable Inanspruchnahmemotiv153
4.2.6 Zusammenfassung der Hypothesen155
5. Empirische Konzeptualisierung und Operationalisierung des Konstrukts Potenzialqualität158
5.1 Untersuchungsdesign158
5.1.1 Vorgehen im Rahmen der empirischen Konstruktkonzeptualisierung158
5.1.2 Branchenauswahl161
5.1.3 Einschränkungen bezüglich der Datenerhebung163
5.1.4 Methodische Grundlagen: Formative versus reflektive Indikatoren164
5.2 Durchführung der Konzeptualisierung der Potenzialqualität166
5.2.1 Sammlung von Messindikatoren der Potenzialqualität167
5.2.2 Selektion relevanter Messindikatoren der Potenzialqualität169
5.2.3 Prüfung der Anwendungsvoraussetzungen für eine exploratorische Faktorenanalyse171
5.2.4 Identifikation der Faktorstruktur der Potenzialqualität173
5.2.5 Empirische Überprüfung der ermittelten Faktorstruktur178
5.3 Operationalisierung der Typizität der Potenzialdimension180
5.4 Operationalisierung der weiteren Konstrukte im Wirkungsmodell der Potenzialqualität182
6. Empirische Überprüfung des Wirkungsmodells der Potenzialqualität18