Geldwäsche Studie über Formen, Akteure, Größenordnung - und warum die Politik machtlos ist
:
Friedrich Schneider, Elisabeth Dreer, Wolfgang Riegler
:
Geldwäsche Studie über Formen, Akteure, Größenordnung - und warum die Politik machtlos ist
:
Gabler Verlag
:
9783834992390
:
1
:
CHF 53.20
:
:
Management
:
German
:
207
:
Wasserzeichen
:
PC/MAC/eReader/Tablet
:
PDF
'Pecunia non olet' - Geld stinkt nicht. Diese Eigenschaft des Geldes hat bis jetzt seine Gültigkeit bewahrt. Nach einer 'Wäsche' der Gelder, um die Herkunft zu verschleiern bzw. vom 'Gestank' zu befreien, lässt es sich nicht mehr anmerken auf welche Art und Weise es verdient wurde. Das Buch zeigt, welche Techniken heute zum Waschen illegaler Gelder angewendet werden, es analysiert das weltweite Volumen, das diese illegalen Transaktionen haben, und es zeigt den Zusammenhang zwischen Geldwäsche, organisierter Kriminalität und Terrorismus auf.
Prof. Dr. Friedrich Schneider arbeitet am Institut für Volkswirtschaftslehre an der Johannes Kepler Universität Linz. Er ist der führende Experte in Deutschland zu den Themen Geldwäsche und Schattenwirtschaft.
Dr. Elisabeth Dreer und Wolfgang Riegler sind wissenschaftliche Mitarbeiter Institut für Volkswirtschaftslehre an der Johannes Kepler Universität Linz.
Kapitel 5 Methoden zur Schatzung des Volumens der Geldwäsche
(S. 61-62)
5.1 Vorbemerkungen
Die Schatzung des Umfangs der illegalen Gelder, die gewaschen werden sollen, fallt außerordentlich schwer. Bereits die Messung des Potenzials in einzelnen Ländern erwies sich als problematisch, so dass es weltweit fast aussichtslos erscheint, wirklich zuverlässige Aussagen über das wahre Ausmaß zu machen. Die gewonnenen Erkenntnisse auf dem Gebiet der Umfangschatzungen der Geldwäsche sind somit „vergleichbar mit jenen des Archäologen, der mit Hilfe einiger Tonscherben, einer Speerspitze und eines Kieferreststuckes die Wirtschaft einer Steinzeitsiedlung beschreiben muss".
Bezüglich dessen, was unter Geldwäscherelevanten Geldern verstanden wird, stößt man auf die unterschiedlichsten Voraussetzungen. Es gibt Statistiken, in denen das Geldwäschevolumen ausschließlich auf den geschatzten Erlosen des Drogenhandels basiert, wahrend ein anderes Mai auch ein vor den Finanzbehörden hinterzogenes Vermögen hinzugezahlt wird. Diese uneinheitliche Begriffsabgrenzung erschwert die Auseinandersetzung mit dem Thema Geldwäsche und insbesondere die Schatzung ihres weltweiten Volumens erheblich. Grundsätzlich kann bei der Messung des Geldwäscheumfangs zwischen direkten und indirekten Schatzmethoden unterschieden werden.
Wahrend direkte Methoden das Volumen meist anhand von Zahlungsströmen zu quantifizieren versuchen, beziehen sich indirekte Methoden auf andere Großen, um daraus auf den Umfang der Geldwäsche schließen zu können. Direkte Methoden zur Umfangschatzung erscheinen zunächst vorteilhafter und weitaus genauer bei der Messung, jedoch scheitern sie an der mangelhaften Beobachtungsfähigkeit: Es ist fast unmöglich, im Banken- und Finanzsystem zwischen legalen und illegalen Geldern zu unterscheiden.
Die einzige direkte Methode, die sich diesem grundsätzlichen Problem entzieht, basiert auf der Hochrechnung einzelner aufgedeckter Geldwäschefalle oder eingezogener Vermögenswerte. Es ist jedoch schwierig, aus diesen Einzelfallen geeignete Extrapolationen anzustellen, um so das gesamte Ausmaß der Geldwäsche tatsachlich abschatzen zu können. Diese Schwierigkeiten der direkten Methoden führten zur verstärkten Anlehnung an indirekte Schatzmethoden. Diese beziehen sich meist auf die Umsatze oder Gewinne aus den Vortaten.
Die Vielfalt der Vortaten erschwert aber die Berechnung des monetären Gesamtvolumens, zudem handelt es sich aufgrund des verbrecherischen Hintergrundes um Dunkelziffern, die ohnehin nur geschatzt werden können. Aufgrund der begründeten Annahme, dass den Drogenerlosen der Hauptanteil des Geldwäschevolumens zuteil wird, basieren die meisten Studien mit indirekten Schatzmethoden allein auf dieser Vortat.
So bleiben Ertrage aus Bereichen wie Kapitalanlagebetrug, Menschenhandel oder illegaler Waffenhandel in vielen Schatzungen vollkommen außer Acht. Um den Umsatz des Drogenhandels ermitteln zu können, finden sich in der Literatur drei mögliche Ansatze. So basieren die indirekten Methoden entweder auf der geschatzten Drogenproduktion, dem geschatzten Drogenkonsum oder auf der Hochrechnung von Beschlagnahmequoten. Dabei bleiben aber viele relevante Informationen, wie Beschaffungspreise, Betriebsausgaben, Gewinnspannen, Gewinnverteilung, die Verwendung der Gewinne und damit auch die Quote der illegalen Gewinne, die letztendlich gewaschen werden, unbekannt und können ebenfalls nur unzureichend geschatzt werden. Folglich merkt auch Thomas Werner kritisch an: „Die einschlägigen Schatzmethoden beruhen stets auf unzuverlässigen Hochrechnungen unsicherer Daten und leben von weiteren axiomatischen Annahmen."
Inhaltsverzeichms
7
Kapitel 1 Einleitung
11
Kapitel 2 Was ist Geldwasche?
15
2.1 Begriffsentstehung und Entwicklung der Geldwasche seit den 80er Jahren
15
2.2 AUgemeine Definitionen
16
2.3 Abgrenzung zu Steuerhinterziehung und Kapitalflucht
19
2.4 Unterscheidung zwischen Untergrundund Schattenwirtschaft
20
2.5 Die organisierte Kriminalität
22
2.6 Illegaler Drogenhandel
26
2.7 Weitere Vortaten
28
Kapitel 3 Wie lauft Geldwäsche ab? Handlungsmodelle
31
3.1 Vorbemerkungen
31
3.2 Phasenmodelle
31
3.3 Kreislaufmodelle
35
3.4 Beurteilung der Modelle
41
Kapitel 4 Unter der Lupe: Techniken der Geldwäsche
45
4.1 Vorbemerkungen
45
4.2 Techniken des Transfers
45
4.3 Technlken des Placements
49
4.4 Techniken des Layerings
52
4.5 Techniken der Integration
56
4.6 Mögliche neuere Techniken
59
Kapitel 5 Methoden zur Schatzung des Volumens der Geldwasche
61
5.1 Vorbemerkungen
61
5.2 Direkte Schätzmethoden
63
5.3 Indirekte Schätzmethoden
77
5.4 Zusammenfassende Beurteilung der Methoden zur Geldwascheschatzung und ihrer Studien
83
Kapitel 6 Studlen zur Quantifizierung der Geldwäsche
87
6.1 Vorbemerkungen
87
6.2 Länderstudien
88
6.3 Globale Studien
115
6.4 Zusammenfassende Beurteilung der Landerstudien und der globalen Studien
134
Kapitel 7 Auswirkungen der Geldwäsche
137
7.1 Vorbemerkungen
137
7.2 Auswirkungen auf Untemehmen
137
7.3 Auswirkungen auf Volkswirtschaften und Gesellschaften
139
Kapitel 8 Die Finanzlerung der Terror-Organisationen
145
8.1 Schattenwirtschaft und Untergrundwirtschaft in Deutschland, Italien, Frankreich und Großbritannien
146
8.2 Der Aufbau der Finanzierungssysteme internationaler (islamistischer) Terror-Organisationen und ihre Art der Finanzierung
149
8.3 Ökonomische Auswirkungen des Terrors
157
Fazlt
161
Literaturverzeichnis
167
Anmerkungen
183
Sachwortverzeichnis
211