Kunstmuseen und ihre Besucher Eine lebensstilvergleichende Studie
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Manuela Kohl
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Kunstmuseen und ihre Besucher Eine lebensstilvergleichende Studie
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DUV Deutscher Universitäts-Verlag
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9783835091528
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1
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CHF 41.60
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Kulturgeschichte
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German
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186
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Wasserzeichen/DRM
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PC/MAC/eReader/Tablet
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PDF
Manuela Kohl erarbeitet ein Besucherprofil, das nicht nur Merkmale wie Alter, Geschlecht und Bildungsniveau, sondern auch den Lebensstil der Besucher berücksichtigt. Hierbei stützt sie sich auf Lebensstiltheorien und kunstsoziologische Studien sowie auf umfassendes empirisches Datenmaterial, das in Kunstmuseen mit unterschiedlichen Sammlungsschwerpunkten erhoben wurde.
Dr. Manuela Kohl promovierte bei a.o. Prof. Dr. Alfred Smudits am Institut für Soziologie der Universität Wien. Sie ist derzeit als Kulturwissenschaftlerin in Wien tätig.
Theoretische Grundlagen und Forschungsstand der Lebensstil- und Kunstrezeptionsforschung
(S. 11)
1.1 Pierre Bourdieus Konzepte zu sozialer Ungleichheit
Pierre Bourdieus soziologisches Forschungsinteresse richtete sich auf das Alltagsleben und die gesellschaftlichen Lebensverhältnisse von Individuen und Klassen yon Individuen. Neben der französischen Klassengesellschaft war auch die kabylische Gesellschaft in Algerien Gegenstand seiner Untersuchungen. Pierre Bourdieu ist einer der meistrezipierten Soziologen der Gegenwart und seine Studie über die feinen Unterschiede ist eine Schlüsselpublikation der modernen Kultursoziologie.
Die feinen Unterschiede basieren auf einer aufwändigen Erhebung an 1217 Personen in Paris, Lille und einer nicht namentlich genannten Kleinstadt, durch die Bourdieu lebensstilrelevante Merkmale wie Wohnungseinrichtung, Kleidungsstil, Essensgewöhnheiten und musikalische Vorlieben der Befragten erhoben hat. Die leitende Überlegung bei dieser Studie war, dass sich die soziale Lage eines Individuums in seine Alltagskultur und seine Verhaltensweisen übersetzt. Aus dieser Studie resultieren Bourdieus Überlegungen und Konzepte zu Habitus und Feld.
Pierre Bourdieu hat viele sozialwissenschaftliche Arbeiten inspiriert und mit den Feinen Unterschieden einen Boom der Lebensstilforschung ausgelöst. Auch wenn beispielsweise Gerhard Schulze mit der Erlebnisgesellschaft (1992) in Opposition zu Bourdieu geht und einige Ergebnisse seiner Forschung negiert, so liefert Bourdieu doch ausgezeichnete Erklärungsmodelle und Konzepte, die auch heute noch anwendbar sind. Auch meine Diplomarbeit und Dissertation sind von seinen Forschungen und Theorien inspiriert, weshalb ich im Folgenden die Konzepte Habitus und Feld, die Kapitalienlehre und die Theorie der Kunstwahrnehmung skizziere, die für meine empirische Studie grundlegende Bedeutung haben.
1.1.1 Habitus und Feld
Unter Ablehnung der traditionellen Dichotomien in der Soziologie hat sich Pierre Bourdieu der Analyse der vertikalen Sozialstruktur gewidmet. Sein Anliegen ist die Überwindung der vorherrschenden Gegensätze yon Subjektivismus und Objektivismus, Individuum und Gesellschaft, die er mit seinen Konzepten Habitus und Feld umsetzt. Das Konzept des Habitus repräsentiert das Subjekt, der Begriff Feld bezieht sich auf die externen, objektiven Strukturen.
Habitus
Habitus definiert sich als Gehabe, Erscheinung, Haltung, Gewohnheit. Habitus ist im soziologischen Sinne ,,Bezeichnung für die Gesamtheit der in Aussehen, Kleidung, Gestik, Mimik, Sprache usw. zum Ausdruck kommenden Besonderheiten des persönlichen Verhaltensstils, von denen auf Einstellungen, soziale Prägungen und Bereitschaften, d.h. auf die Persönlichkeit eines Menschen geschlossen werden kann.
Der Habitus eines Menschen entsteht unter dem Einfluss äußerer, objektiver Strukturen. Er wird durch die Sozialisation im Elternhaus, durch die Internalisierung der eigenen Position in der sozialen Welt erworben, unterschiedliche Existenzbedingungen erzeugen demnach unterschiedliche Formen des Habitus. Als individuelles wie kollektives Phänomen bringt der Habitus sowohl individuelle wie kollektive Praktiken hervor. Individuen und soziale Klassen unterscheiden sich nicht nur in ihren äußeren Lebensbedingungen sondern auch in Denk-, Wahrnehmungs- und Handlungsmustern, die ihre Existenzbedingungen hervorbringen.
Der Habitus ist ein einheitsstiftendes Erzeugungsprinzip von Praktiken, weshalb die Praktiken der Angehörigen einer Klasse ohne absichtliches Bemühen in Einklang miteinander sind. Bourdieus Augenmerk liegt auf den feinen Unterschieden in Geschmack und Verhaltensweisen, auf den Lebensstilen, die systematische Produkte des Habitus bilden. , Durch die Internalisierung der sozialen Struktur hat der Habitus eine Reproduktionsfunktion inne. Die Verinnerlichung der gesellschattlichen Strukturen und ihre Hervorbringung durch individuelle wie kollektive Praktiken bewirken eine Stabilität in der Aufrechterhaltung derselben.
Geleitwort
8
Vorwort
10
Inhaltsverzeichnis
12
Abbildungsverzeichnis
16
Tabellenverzeichnis
18
Einleitung
19
1 Theoretische Grundlagen und Forschungsstand der Lebensstil- und Kunstrezeptionsforschung
29
1.1 Pierre Bourdieus Konzepte zu sozialer Ungleichheit
29
1.2 Gerhard Schulzes soziale Milieus
44
1.3 Annette Spellerberg: Lebensqualität und Lebensstile
59
1.4 Die Sinus-Milieus
76
1.5 Rudolf Richters Dimensionen der Lebensstilanalyse
81
1.6 Christian Tarnai und Ulf Wuggenig- Kunstwelten im internationalen Vergleich: Wien-Hamburg
84
1.7 Kunstsoziologische Rezeptionsforschung
90
Zusammenfassung
94
2 Die Museen K20 und K21 der Stiftung Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen
97
2.1 Warum die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen?
97
2.2 K20 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, am Grabbeplatz
99
2.3 K21 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, im Ständehaus
100
3 Operationalisierung
103
3.1 Fragebogenkonstruktion
103
3.2 Besucherbefragung
104
3.3 Codierung
105
3.4 Auswertungsverfahren
106
4 Die Publika der Museen K20 und K21
111
Überblick
111
4.1 Geschlecht
113
4.2 Alter
114
4.3 Bildungsabschluss
116
4.4 Beruf
118
4.5 Tätigkeitsbereich
118
4.6 Wohnort
120
4.7 Besuchshäufigkeit
121
4.8 Besuchspläne Schwestermuseum
122
4.9 Interessensschwerpunkt
123
4.10 Bevorzugte Kunstrichtungen
125
4.11 Verständlichkeit zeitgenössischer Kunst
127
4.12 Kunstkompetenz
129
4.13 Freizeitaktivitäten
130
4.14 Musikgeschmack
140
4.15 Literaturpräferenzen
148
4.16 Lebensziele
154
4.17 Lebensbereiche
162
4.18 Verhaltensweisen
168
Fazit
175
5 Lebensstile der Besucherlnnen in Kunstmuseen
177
5.1 Lebensstile der Besucherlnnen der Klassischen Moderne, K20
179
5.2 Lebensstile der Besucherlnnen der zeitgenössischen Kunst, K21
181
5.3 Vergleich mit den Architekturbesucherlnnen
184
5.4 Vergleich mit der Bevölkerung
185
5.5 Resümee
188
Schlussbetrachtung
191
Literaturverzeichnis
201
Internetquellen
204