: Theodor Fontane
: Effi Briest der berühmte Klassiker
: Ullstein
: 9783843701426
: 1
: CHF 3.60
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: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 368
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Pommern, Ende des 19. Jahrhunderts: Die blutjunge Effi Briest heiratet den um fast zwanzig Jahre älteren Landrat Innstetten. Mit der Ehe verkehrt sich ihre sprühende Lebenslust in bittere Einsamkeit. Alleiniger Begleiter ihres tristen Daseins ist ein Spuk, der Geist eines Chinesen im Hause Innstettens. Isoliert und verängstigt, stürzt sich Effi in eine Affäre. Die Tragödie nimmt ihren Lauf.

Theodor Fontane, geboren am 30. Dezember 1819 in Neuruppin (Brandenburg), kam 1833 nach Berlin. 1847 legte er sein Staatsexamen als Apotheker ab, arbeitete anschließend zwei Jahre in diesem Beruf, gab ihn dann aber auf, um als freier Schriftsteller tätig sein zu können. 1852 ging er als Korrespondent für die 'Preußische Zeitung' nach London. Nach seiner Rückkehr arbeitete er als Redakteur für die 'Neue Preußische Zeitung'. Als Kriegsberichterstatter nahm er an drei Kriegen teil, danach war Fontane Theaterkritiker für die 'Vossische Zeitung'. Er begann seine schriftstellerische Tätigkeit mit Gedichten und Balladen, dann folgten die fünf Bände umfassenden 'Wanderungen durch die Mark Brandenburg'. Theodor Fontane war fast 60 Jahre alt, als er anfing, Romane und Erzählungen zu schreiben. Seine Romane spielen in der Mark Brandenburg und in Berlin. Theodor Fontane starb am 20. September 1898 in Berlin. Heinrich Mann: 'Als erster hier (in Deutschland) hat er wahrgemacht, daß ein Roman das gültige, bleibende Dokument einer Gesellschaft, eines Zeitalters sein kann; daß er soziale Erkenntnis gestalten und vermitteln, Leben und Gegenwart bewahren kann noch in einer sehr veränderten Zukunft.'

Erstes Kapitel


In Front des schon seit Kurfürst Georg Wilhelm von der Familie von Briest bewohnten Herrenhauses zu Hohen-Cremmen fiel heller Sonnenschein auf die mittagsstille Dorfstraße, während nach der Park- und Gartenseite hin ein rechtwinklig angebauter Seitenflügel einen breiten Schatten erst auf einen weiß und grün quadrierten Fliesengang und dann über diesen hinaus auf ein großes, in seiner Mitte mit einer Sonnenuhr und an seinem Rande mit Canna indica und Rhabarberstauden besetztes Rondell warf. Einige zwanzig Schritte weiter, in Richtung und Lage genau dem Seitenflügel entsprechend, lief eine ganz in kleinblättrigem Efeu stehende, nur an einer Stelle von einer kleinen weißgestrichenen Eisentür unterbrochene Kirchhofsmauer, hinter der der Hohen-Cremmener Schindelturm mit seinem blitzenden, weil neuerdings erst wieder vergoldeten Wetterhahn aufragte. Fronthaus, Seitenflügel und Kirchhofmauer bildeten ein einen kleinen Ziergarten umschließendes Hufeisen, an dessen offener Seite man eines Teiches mit Wassersteg und angeketteltem Boot und dicht daneben einer Schaukel gewahr wurde, deren horizontal gelegtes Brett zu Häupten und Füßen an je zwei Stricken hing – die Pfosten der Balkenlage schon etwas schief stehend. Zwischen Teich und Rondell aber und die Schaukel halb versteckend standen ein paar mächtige alte Platanen.

Auch die Front des Herrenhauses – eine mit Aloekübeln und ein paar Gartenstühlen besetzte Rampe – gewährte bei bewölktem Himmel einen angenehmen und zugleich allerlei Zerstreuung bietenden Aufenthalt; an Tagen aber, wo die Sonne niederbrannte, wurde die Gartenseite ganz entschieden bevorzugt, besonders von